Wir finden heraus, was Armut und Einsamkeit tatsächlich bedeutet und wie gut es uns allen tatsächlich geht. "Ich weiß, dass das hier eine Scheißwüste ist, in der ich gestrandet bin, und ich weiß, dass da eben jemand war, mit Federhaube, der mir zu trinken gab und eine Träne von Mutter Erde. Weil ich aber nicht weiß, wie dieser Traum weitergeht, stecke ich das Steinchen in meine Hosentasche und warte. " Zitat, Seite 39
Auf die einzelnen Erzählungen aus "Wir haben Raketen geangelt" möchte ich ungern eingehen, weil ich glaube, dass ihre Magie unter anderem vom Überraschungseffekt ausgeht und ich dieses berauschende Erlebnis niemandem vorwegnehmen möchte. Sicher ist, dass dieser Erzählband etwas ganz Besonderes für mich ist und es einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal bekommen wird. Eigentlich bin ich für Kurzgeschichten überhaupt nicht zu haben. Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen - Perlentaucher. Oft bin ich enttäuscht, wenn großartige Geschichten bereits nach wenigen Zeilen schon wieder enden. Oft springt erst gar nicht der Funke über. Köhlers Erzählungen sind anders.
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Die Ich-Erzählerin verzieht sich auf einen Hochsitz, hat nichts dabei außer Wasser. Die Story umspannt etwa einen Monat, währenddem es
stetig kälter wird. Sie richtet ihre Briefe an ihren Freund, den sie vermisst. Man ahnt allmählich, was geschehen ist, dennoch entblättert sich das gekonnt und zum rechten Zeitpunkt. Sehr starke
Geschichte. Findling
Aufgrund des Titels habe ich zwei Seiten gebraucht, bis ich merkte, dass hier eine ältere Dame schreibt und kein Kind. Das ist eine Ausnahme-Geschichte. Natürlich ist mir klar, dass die Autorin
keine persönliche Erfahrung damit hat, irgendwo in Russland in der Wildnis überleben zu müssen mit ihrer Familie. Aber sie schreibt so, als wisse sie es genau. Mit erstaunlichen Details und der Tragik der kleinen Dinge mit großer Bedeutung, wie, wenn das wertvolle Messer zerbricht. Hunger. Karen Köhler | Wir haben Raketen geangelt | LZG - Literarisches Zentrum Gießen. Schlechte Zähne. Tod. Inzest. Ich wüsste nicht, was dieser Geschichte noch fehlt. Liest sich sehr authentisch, da hat sie sich verdammt gut hineinversetzt. Obwohl sie tragisch ist und das Setting mir so fremd
ist, eine der drei besten Stories der Sammlung.
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Ein beeindruckendes
Debut! gelesen von Katja Meyer
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Zu Beginn der Woche ist im Hanser Verlag ein Buch erschienen, das quer durch die Literaturblogs getourt ist und für Furore gesorgt hat. Vollkommen zu Recht, wie ich finde! Ich habe das große Glück gehabt, die Debütantin zum Gespräch bitten zu dürfen
Foto: © Julia Klug
Eigentlich wollte ich dich nach deinen Erfahrungen beim Bachmann-Preis fragen, doch dann kamen die Windpocken dazwischen. Dass du nicht lesen konntest, muss eine große Enttäuschung für dich gewesen sein, oder? Klar. Was für ein beschissenes Timing. Ich hab geheult, als das Laborergebnis der Blutuntersuchung kam. Ich konnte das gar nicht fassen. Ich hatte die Windpocken schon als Kind gehabt, ein Großteil der Menschen entwickelt dann Antikörper. Ein winzig kleiner Teil der Menschen aber nicht…
Ich meine, wie groß ist bitte die Wahrscheinlichkeit, die Windpocken zweimal zu bekommen? Wir haben Raketen geangelt: Erzählungen : Köhler, Karen: Amazon.de: Books. Und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, zum Bachmannpreislesen eingeladen zu sein und gleichzeitig die Windpocken zu haben? Verrückt. Wir (mein Verlag und ich) haben dem ORF echt alles angeboten: Skypelesung, Liveschaltung zum NDR nach Hamburg, im Auto runterfahren und vor Ort in einem Quarantänestudio lesen… Aber die wollten das alles nicht.
Letztlich bin ich ja nur weggeblieben, um die Gesundheit der anderen zu schützen, weil die Krankheit hochansteckend ist. Ich hab mich eigentlich relativ gut gefühlt und hätte allemal lesen können. Ich hab jetzt von der Gesundheitsbehörde einen Meldezettel bekommen wegen der Erkrankung, wo ich genau beschreiben musste, mit wem ich im Kontakt war und wo ich mich aufgehalten habe…
Wie stehen denn die Chancen, dass du stattdessen im nächsten Jahr dabei sein wirst? Keine Ahnung. In deiner Biografie steht, dass du Kosmonautin werden wolltest und Fallschirmspringen gelernt hast, klingt ungewöhnlich – was genau hat es damit auf sich? Als ich acht, neun Jahre alt war, habe ich zum ersten Mal Aufnahmen aus dem Weltraum von der Erde und dem Mond gesehen. Das hat mich tief beeindruckt. Wunderschöne und verstörende Bilder. Wir angeln raketen testet. Ich kannte Land- und Weltkarten von der Erde, aber da war plötzlich alles anders: Afrika stand Kopf und war "oben". Ich begriff, dass es im Weltraum kein Oben und kein Unten gibt, dass es nur eine Frage der Perspektive ist.
Eine Rückkehr scheint fast immer verwehrt, denn die Heimat ist besetzt von den Erinnerungen an Schmerz, Verletzung oder Verlust. Obgleich also auch der Wohn- eher ein Gefühlsort ist, darf man ihn real in einem Kreativszene-Viertel Hamburgs wie der Sternschanze vermuten, wie man sich die Köhlerschen Frauen durchaus als etwas jüngere Schwestern von Judith-Hermann -Figuren vorstellen mag. Doch die melancholische Kultivierung einer Lebensleere kennen sie nur zu gut, um sie kopieren zu wollen. Schon als Kind spielten sie "Cowboys und Indianer", wie Kat in der gleichnamigen Erzählung, der längsten und besten des schmalen Bandes, als einziges Mädchen mit den Jungs. Wir angeln raketen dem. Kat war auch immer der einzige Indianer; dass einer der Cowboys sie in der Pubertät vergewaltigte, hat sie zu einer großen Kämpferin gemacht. Und dass Karen Köhler die literarischen Jungsspiele mit Film- und Popzitaten besser beherrscht als viele Herrndorf -Epigonen, zeigt sie, wenn Kat aus der amerikanischen Wüste wankt wie einst Travis in Wenders' "Paris, Texas".