Er hat erst vor kurzem wieder den Arbeitgeber gewechselt - so, als wollte er, der Siebzigjährige, dringend Jean Amérys These dementieren, wonach das Älterwerden sich darin zeige, daß das Mögliche vom Wirklichen immer mehr verdrängt werde, bis schließlich keine Option mehr bleibe. Selbst vom Vergangenen, von jener aufgeschichteten und abgelagerten Zeit, die Hellmuth Karaseks Leben ist, schreibt Karasek in seinem Erinnerungsbuch "Auf der Flucht" gewissermaßen in der Möglichkeitsform. Er erzählt nicht chronologisch, schon weil das bedeutet hätte, daß er das Verfassen dieser Memoiren zu Apotheose oder Katastrophe hätte erklären müssen, und für beides fühlt sich Karasek ganz offensichtlich zu jung. Er sitzt vielmehr an seinem Schreibtisch in der Gegenwart, und von hier aus betreibt er seine Probebohrungen durch die Sedimente seiner Erinnerung, und manchmal wird er fündig. Auf der flucht buch en. Da ist, zum Beispiel, eine wundervolle Erinnerungsskizze aus einem Sommer in den frühen Fünfzigern. Der junge Karasek ist, nur für die Sommerferien, abgehauen aus der DDR, und bei Verwandten in Würzburg leiht er sich ein Fahrrad, mit dem er sich auf die Reise nach Stuttgart macht, und unterwegs verliebt er sich in die süddeutsche Landschaft, in die behaglichen Städte und Dörfer, die selbstgewissen Menschen, und gerade weil Karasek da weniger von sich selber spricht und mehr von dem, was er um sich herum sieht, gerade deshalb wird Karasek, der Held der Erzählung, auf diesen Seiten sehr plastisch.
- Auf der flucht buch en
Auf Der Flucht Buch En
Ceri Roberts, Hanane Kai und Jonas Bedford-Strohm, Wie ist es, wenn man kein Zuhause hat?, Gabriel Verlag 2018. 5 Jahren
"Eine Wiese für alle"
Die Geschichte um das Schaf, das im bald untergehenden Boot auf dem Meer die anderen Schafe um eine Bleibe bittet, ist so einfach wie eindrucksvoll. Mit wenigen Worten schafft es Hans-Christian Schmidt, ein menschliches und wichtiges Problem bei der ganzen Thematik aufzuzeigen. Auf der Flucht im TV - Sendung - TV SPIELFILM. Die Schafe "auf der sicheren Seite" sind entsetzt und sehr berührt vom Schicksal des anderen Schafes. Sie wollen auch helfen, aber ohne selbst davon berührt zu werden und deswegen mit einem wenig sinnvollen Mittel. Als das Schaf um Aufnahme bittet, fürchten die Schafe oben eine Veränderung oder Bedrohung ihrer gewohnten Welt. Sie weisen das Schaf deswegen ab, obwohl es sonst sterben würde. © Klett Kinderbuch
Der Schachzug, dass die Leser*innen nun selbst entscheiden, ob man die Augen (und das Buch) nun schließt oder aktiv wird und weiter macht, ist bei "Eine Wiese für alle"* genial gewählt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25. 04. 2005 Lärmender Teilhaber Probebohrungen: Hellmuth Karaseks Lebenserinnerungen Für einen Mann wie Daniel Doppler war im deutschen Kulturbetrieb nie eine Planstelle frei - zu unruhig war sein Temperament, zu unernst seine Sprache, zu undeutsch seine Verliebtheit in die eigenen Pointen. Doppler, so schien es, hatte im einen Ohr noch die Echos jenes alten Österreichs, dessen Selbstverrat und Untergang er als Kind erlebt hatte. Und mit dem anderen Ohr lauschte er den Dialogen aus Hollywood, so lange, bis er alle Tricks durchschaut zu haben glaubte. Nur fürs Schweigen hat Doppler immer der Sinn gefehlt, das war sein Glanz und seine Schwäche. Auf der flucht buch google. Doppler schrieb Glossen für den "Spiegel" und Komödien fürs Theater; diese Stücke bekamen von der Kritik immer das Etikett "Boulevard" verpaßt und wurden nur dort aufgeführt, wo es keine Boulevards gibt: in der Provinz. Und in den späten neunziger Jahren hat sich Doppler aus der Wirklichkeit zurückgezogen und ist nur noch in der Fiktion aufgetaucht.