Eine wunderbare Unbesorgtheit sei damit über die Welt gekommen, schreibt Zweig weiter und fragt: "Was sollte diesen Aufstieg unterbrechen, was den Elan hemmen, der aus seinem eigenen Schwung immer neue Kräfte zog? Nie war Europa stärker, reicher, schöner, nie glaubte es inniger an eine noch bessere Zukunft, niemand außer ein paar schon verhutzelten Greisen klagte wie vordem um die, gute alte Zeit'". Der Schriftsteller und seine französischen, italienischen und russischen Mitstreiter - Franz Werfel, Georges Duhamel, René Arcos, Giuseppe Antonio Borgese und der französische Nobelpreisträger Romain Rolland - setzten sich für ein "kommendes Europäertum" ein. Und dieses Europa, das ihnen vorschwebte, war ein Europa, das weltoffen und gebildet sein sollte - eine Vereinigung des Geistes und des friedlichen Miteinanders und kein Bollwerk der Bürokraten. Am Ende aber war es nicht zuletzt dieser Idealismus, der die Sehnsuchtseuropäer die heraufziehende Gefahr verkennen und verachten ließ. Auch das gehört zu dieser Geschichte, und Stefan Zweig verschweigt sie nicht, im Gegenteil.
Die Welt Von Gestern. Erinnerungen Eines Europäers, 1 Audio-Cd, 1 Mp3 | Stefan Zweig | 9783742425737 | Hörbücher | Romane, Erzählungen & Anthologien | Borromedien.De
Buchbesprechung/Rezension:
Geboren in Wien im Jahr 1881. Gestorben in Brasilien im Jahr 1942. Dazwischen liegen 61 Jahre, in denen sich für ihn selbst und die ganze Menschheit mehrfach alles von oben nach unten kehrte, in denen Welten untergingen und neue entstanden. 61 Jahre, in denen so viel geschah, wie in keiner ähnlich langen Zeitspanne zuvor und danach. Stefan Zweig selbst war Zeitzeuge und Opfer dieser beispiellosen Aneinanderreihung von Katastrophen und Errungenschaften. Als er geboren wurde, schien alles noch für die Ewigkeit unverrückbar, als er sich das Leben nahm vermochte niemand vorherzusagen, was die folgenden Tage, Wochen oder Jahre bringen würden. Stefan Zweig lässt seine Welt auferstehen. Schon nach den ersten Seiten stellt sich das Gefühl ein, man erlebte alles mit, was er selbst erlebte. Gleichzeitig fühlt man die Wehmut, die er über den Untergang der alten Zeit empfindet und die Distanz, die er zu deren ritualisierten, starren Vorgängen hatte. "Die Welt von Gestern" ist Geschichtsbuch und Biografie in einem.
Die Welt Von Gestern - Stefan Zweig | S. Fischer Verlage
Wegen einer Vortragsreise kam Stefan Zweig 1940 nach Brasilien, in Petropolis (nahe bei Rio de Janeiro) ließ er sich daraufhin mit seiner nachgereisten Lebensgefährtin nieder, wollte nicht mehr in eine völlig zerstörte Welt zurückkehren. So schrieb er nicht nur die "Schachnovelle", sondern auch 1941 seine eigene Biographie, die er "die Welt von Gestern" nannte, die Welt, die er nie wieder sehen würde. Mit dem Eintritt Japans in den Weltkrieg und der Niederlage Singapurs, den schlimmen Nachrichten aus Europa und der Hoffnungslosigkeit seiner Lage, wählten Stefan Zweig und seine Lebensgefährtin Lotte Altmann am 23. Februar 1942 in Petropolis den Freitod. Inhalt des 1. Kapitel:
Die Welt der Sicherheit
Beschreibt Stefan Zweig die Situation Österreichs in seiner Jugend. Er beschreibt sie als "goldenes Zeitalter der Sicherheit". Ein Zitat: "Die österreichische Monarchie besteht nun über tausend Jahre und dies scheint selbst der oberste Garant für Beständigkeit. Jeder Einwohner Österreichs weiß, was er selbst besitzt, da die Krone aus blanken Goldstücken besteht und das verbürgt die Unwandelbarkeit dieser Währung. "
Die Welt Von Gestern. Buch Von Stefan Zweig (Insel Verlag)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03. 02. 2018 Funkelnder Kronzeugenbericht eines überzeugten Europäers Das Vermächtnis als Utopie: Stefan Zweigs Reflexionen über "Die Welt von gestern", wiedergelesen in unseren kleinmütigen Zeiten Ein entschiedener, ein begeisterter Europäer ist einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts. Stefan Zweig war der glühende Verfechter eines vereinten Europa - zu einer Zeit, als dies noch nicht mehr war als eine Utopie. Seine Romane, Erzählungen und Biographien liegen in mehr als fünfzig Sprachen vor. In diesen Tagen lohnt vor allem der Blick in seine kurz vor dem Selbstmord wie im Fieber geschriebenen Reflexionen. Ihr Titel: "Die Welt von gestern". Diese "Erinnerungen eines Europäers", wie Zweig seine 1942 postum in Stockholm veröffentlichte Schrift im Untertitel genannt hat, sind unlängst in einer von Oliver Matuschek sorgfältig edierten und kommentierten Ausgabe im S. Fischer Verlag neu herausgekommen. Der Klassiker war immer präsent und hat über die Jahrzehnte die verschiedensten Lesarten herausgefordert.
In diesen Jahren war das Gefühl der Sicherheit erstrebenswert und immer breitere Massen schlossen sich diesem Lebensideal an. Der 'Fortschritt' in den Wissenschaften und bei Erfindungen bekam nahezu die Kraft einer Religion. Elektrische Lampen auf den Straßen, das Telephon, oder das Auto brachte neuen Komfort in den vornehmen Häusern. Man lebte gut, man lebte leicht und unbesorgt in jenem alten Wien. Das alte Wien als Kulturmekka in dem das Programm des Burgtheaters aufmerksamer verfolgt wurde als die aktuellen politischen Ereignisse. Leseprobe: S. 30 Überall in der ganzen Statt das Fieber nach Kunst, Literatur, Theater und Poesie. Zweig zeigt deutlich, dass die Menschen in der damaligen Zeit glücklich und optimistisch waren. Zusammenfassung LETZTES KAPITEL:
Die Agonie des Friedens
Ist einer seiner letzter Stadien seiner Autobiographie. Er wohnt in England und empfindet dies als eine Art Exil. Österreich besteht weiter trotz des Versuches der Nationalsozialisten durch die Ermordung Dollfuß das Land an sich zu reißen.