S chasli braucht keine Worte. Als ein Freund ihm einen Klaps auf den Hinterkopf gibt, formt er mit seinen Händen eine Pyramide. "Aggressiver Ägypter" bedeutet das und ist hier in der Oase Siwa – fernab des Nils mitten in der Sahara – durchaus als ernst gemeinte Beleidigung zu verstehen. Denn der Gehörlose, der in einem Café arbeitet und seine eigene Gebärdensprache erfunden hat, ist vom Volksstamm der Berber. Die haben nicht nur eine eigene Identität, sondern in der märchenhaften ägyptischen Oase auch eine besondere Bindung zur Natur. Für das Zeichen für "Siwa" beugt Schasli sich deshalb nach vorn, richtet beide Arme auf den fruchtbaren Boden, als wolle er durch ihn hindurch auf die Wurzeln seiner Existenz zeigen. Wir sind hier, und dieser Ort, der gehört zu uns: Das ist die Botschaft. Siwa ist eine grüne Insel mit glitzernden Seen Siwa zieht nicht nur seine Bewohner, sondern auch Reisende an – und lässt einige anschließend nie wieder los. Die grüne Insel mit den glitzernden Seen im endlosen Sand ist so weit weg von den Metropolen Kairo und Alexandria, dass sich Besucher nicht nur in einer anderen Welt, sondern auch einer anderen Zeit wähnen.
Grüne Insel In Der Wüste Und
Besucher der Oase Siwa genießen ein Bad im Salzsee Quelle: pa/Photoshot/rh Dok5 Siwa ist ein fremder, exotischer, andersartiger Ort. Und das in so ziemlich jeder Hinsicht. Er bietet Tempel und Ruinen, herzhaftes Essen und quietschsüße Datteln, die sich direkt vom Baum pflücken lassen. Wanderungen und Touren in die Wüste locken genauso wie Bäder in heißen Quellen, natürlichen Pools oder den Salzseen. Siwa sei ein Ort für Reisende und Künstler, sagt Titus. Sie wolle hier bleiben, auch wenn sie von ihrem Mann getrennt lebe. Er habe seine Yacht auf Mallorca. Titus dagegen entschied sich für Siwa. Mit einem Grinsen warnt sie mögliche Touristen: "Es gibt einige Leute wie mich hier. Wir kommen hier einfach nicht mehr weg. " Morbider Charme: traditionelle Architektur in Siwa Quelle: Getty Images/Lonely Planet Image/John Elk Tipps und Informationen für Ägypten Anreise: Lufthansa fliegt nonstop von Frankfurt und München nach Kairo, Egyptair auch von Berlin aus. Siwa liegt in der ägyptischen Sahara abseits des Massentourismus.
Oasen sind also quasi umgekehrte Inseln – nicht von Wasser umgeben, sondern durch Wasser entstanden. Ohne Wasser kein Leben Die künstlichen Felder der Kufra Oase, Libyen. Foto: Wikipedia Menschen Tiere und Pflanzen brauchen Wasser, um langfristig zu überleben. Die Art der Wasserquelle, die das überhaupt erst ermöglicht, bestimmt deshalb auch die Art der Oase: Flussoasen entspringen entlang von Wasserläufen, etwa entlang des Nils, oder des Wadi Ziz im marokkanischen Teil der Sahara. Die hier wachsende Oasengruppe Tafilalet gilt übrigens als eine der größten Oasen der Welt! Die Flussoasen des Nils hingegen boten bereits den alten Ägyptern und Sumerern schon vor Jahrtausenden fruchtbare Böden und erste Bewässerungswirtschaft. Quellwasseroasen wiederum bedienen sich an versickertem Regenwasser, das in entfernten Gebirgen auf eine tiefe, wasserundurchlässige Schicht trifft und unterirdisch durch die Wüste weiterfließt, bis es an einer Quelle wieder austritt. Bei Grundwasseroasen wird das Wasser mittels eines Brunnens oder einer Pumpe nach oben befördert.