Georg Trakl: die schöne Stadt - Textuntersuchung und Gedichtanalyse Die schöne Stadt 1. 1)
1. Strophe alte Plätze 2. Strophe erhellte Kirchen 3. Strophe Brunnen 4. Strophe an den Toren 5. Strophe Hoch im Blau 6. Strophe Gärten 7. Strophe an blumigen Fenstern 1. 2) Der Autor nimmt wahrscheinlich diese Orte, weil er sich dort immer sehr wohl gefühlt hat und dort vielleicht sogar einige schöne Stunden oder besondere Ereignisse erlebt hat.
Die Schöne Stadt Georg Trail De
von Georg Trakl
Alte Plätze sonnig schweigen. Tief in Blau und Gold versponnen
Traumhaft hasten sanfte Nonnen
Unter schwüler Buchen Schweigen. Aus den braun erhellten Kirchen
Schaun des Todes reine Bilder,
Großer Fürsten schöne Schilder. Kronen schimmern in den Kirchen. Rösser tauchen aus dem Brunnen. Blütenkrallen drohn aus Bäumen. Knaben spielen wirr von Träumen
Abends leise dort am Brunnen. Mädchen stehen an den Toren,
Schauen scheu ins farbige Leben. Ihre feuchten Lippen beben
Und sie warten an den Toren. Zitternd flattern Glockenklänge,
Marschtakt hallt und Wacherufen. Fremde lauschen auf den Stufen. Hoch im Blau sind Orgelklänge. Helle Instrumente singen. Durch der Gärten Blätterrahmen
Schwirrt das Lachen schöner Damen. Leise junge Mütter singen. Heimlich haucht an blumigen Fenstern
Duft von Weihrauch, Teer und Flieder. Silbern flimmern müde Lider
Durch die Blumen an den Fenstern. "Die schöne Stadt" veröffentlichte Georg Trakl 1913 in seinem ersten Gedichtband "Der jüngste Tag", ein Jahr vor seinem Tod.
Die Schöne Stadt Georg Trakl Analyse
Erblickt werden vor allem Frauen; ist das ein männlicher Blick in die Welt? Jedenfalls sind keine Arbeiter, keine Kranken, keine Greise zu sehen, von Bettlern oder Gammlern ganz zu schweigen – die Touristen sind bloß "Fremde". Die schöne Stadt, das ist die Stadt von früher, in deren Zentrum die Kirche, Fürsten und reiche Bürger gebaut haben, in der "heute noch" die Vertreter einer Oberschicht wohnen und wo es weder den Lärm von Fabriken und Eisenbahn noch von Büros oder Warenhäusern gibt. Ein wenig zeigen sich schon die Schatten des Fin de siècle in der schönen Stadt: Unter den Buchen ist es schwül (V. 4), die Blüten drohen wie Krallen (V. 10), die pubertierenden Jugendlichen sind unsicher (V. 11 ff. ), im Duft am Fenster ist auch Teer enthalten (V. 26), die Lider der blickenden Augen sind müde (V. 27), ohne dass eine Bedrohung der Menschen wirklich zu erkennen wäre; es bleibt bei der Ahnung, dass Lebewesen nicht immer im besten Alter stehen (bleiben). Das sind zarte Anklänge des Expressionismus, als dessen Repräsentant Trakl sonst gilt; insgesamt ist das Gedicht eher die Komposition eines impressionistischen Bildes.
Georg Trakl Die Schöne Stadt
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Alte Plätze sonnig schweigen. Tief in Blau und Gold versponnen
Traumhaft hasten ernste Nonnen
Unter schwüler Buchen Schweigen. Aus den braun erhellten Kirchen
Schaun des Todes reine Bilder,
Großer Fürsten schöne Schilder. Kronen schimmern in den Kirchen. Rösser tauchen aus dem Brunnen. Blütenkrallen drohn in Bäumen. Knaben spielen wirr von Träumen
Abends leise dort am Brunnen. Mädchen stehen an den Toren,
Schauen scheu ins farbige Leben. Ihre feuchten Lippen beben
Und sie warten an den Toren. Zitternd flattern Glockenklänge,
Marschtakt hallt und Wacherufen. Fremde lauschen auf den Stufen. Hoch im Blau sind Orgelklänge. Helle Instrumente singen. Durch der Gärten Blätterrahmen
Schwirrt das Lachen schöner Damen. Leise junge Mütter singen. Heimlich haucht an blumigen Fenstern
Duft von Weihrauch, Teer und Flieder. Silbern flimmern müde Lider
Durch die Blumen an den Fenstern.
Dadurch, dass in jedem vierten Vers das letzte Wort des ersten Verses wiederholt wird, erscheint das in den einzelnen Strophen gezeigte Bild als eine kleine Einheit, in sich abgeschlossen. Was gibt es in der schönen Stadt zu sehen? – alte Plätze mit Buchen,
– Kirchen mit Fürstengräbern,
– Brunnen mit Rössern, blühenden Bäumen, wirr spielenden Knaben
– Tore mit Mädchen, die sich sehnen,
später in den von anderen Eindrücken dominierten Strophen noch
– Kirchen (5. Str. ),
– Gärten (6. ),
– Blumenfenster (7. ). Viele Farbtupfer fallen in der Stadt auf: Blau und Gold (V. 2), Braun (V. 5), das Blau des Himmels (V. 20), Silbern (V. 27). Es sind erlesene Farben (alle anderen) oder ruhige Farben (Braun). Was gibt es in dieser Stadt zu hören? Zuerst herrscht tiefes Schweigen; erst ab Str. 5 werden die in eine schöne Stadt passenden Geräusche vernehmbar:
– Glocken (1. ), Orgel (5. ),
– Marschtakt und Rufe von Wachen,
– helle Instrumente,
– Lachen schöner Damen,
– Singen junger Mütter. Die Menschen in dieser Stadt sind plakativ genannt: ernste Nonnen; (tote) große Fürsten; wirre Knaben und Mädchen mit feuchten Lippen, erkennbar in den Nöten der Pubertät; Fremde; schöne Damen; junge Mütter; zum Schluss bleibt unklar, wem "müde Lider" (V. 27) gehören.