INHALTSVERZEICHNIS
I. EINLEITUNG: VERFREMDUNG ALS METHODE DER DARSTELLUNG
II. ANALYSE DER SONGS IM DRAMA "MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER" VON BERTOLT BRECHT
1. Song der ersten Szene
2. Das Lied vom Weib und dem Soldaten
3. Das Lied vom Fraternisieren
4. Das Horenlied
5. Das Lied von der großen Kapitulation
6. Das Lied eines Soldaten vor der Schenke
7. Die Songs der Courage in der siebenten und achten Szene
8. Der "Salomon-Song"
9. Das "Lied von der Bleibe"
10. Das "Wiegenlied" in der zwölften Szene
11. Der Schlussgesang in der zwölften Szene
III. ZUSAMMENFASSUNG: DIE FUNKTIONEN DER SONGS
IV. LITERATURVERZEICHNIS
Auf den folgenden Seiten soll der Song als ein Mittel zur Verfremdung betrachtet werden, denn "Verfremdung ist in der Tat die Grundstruktur von Bertolt Brechts Dichtung. " [1] Diese Erkenntnis von Reinhold Grimm wird auch dadurch bekräftigt, dass das von Brecht entworfene und verwendete Epische Theater als Theater der Verfremdung definiert ist. Helmut Jendreiek betrachtet das marxistische Programm der klassenkämpferischen Weltveränderung als gedankliches Fundament des Epischen Theaters, wobei Brecht seiner Ansicht nach durch die Technik der Verfremdung den Nachweis erbringt, dass Veränderung notwendig und möglich ist.
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[15] Letztere befürwortet zwar die merkantile Einstellung der Hure, will zugleich aber ihre eigene Tochter vor demselben Schicksal, dem "Fraternisieren", bewahren. Wirth erwähnt auch die moralisierende Funktion des Liedes, die sich in den an Kattrin gerichteten Worten ausdrückt. So meint Yvette vor dem Lied: "Grad soll sies hören, damit sie abgehärtet wird gegen die Liebe" [16], und die Courage mahnt nach dem Lied: "Laß dirs also zur Lehre dienen, Kattrin. Nie fang mir was mit Soldatenvolk an. " [17] Neben dem Thema der verratenen Liebe betrachtet Wirth diese Funktion jedoch als sekundär. Zusätzlich bezeichnet er diese Verse als Ausdruck des inneren Zustands. Sie spielen jenseits der dramatischen Zeit und sind Kommentar zu den Erlebnissen Yvettes in der Vergangenheit und Gegenwart. [18]
[... ]
[1] Reinhold Grimm: Bertolt Brecht. Die Struktur seines Werkes. - Nürnberg4 1965, S. 76. Zitiert nach Alfred Reisinger: Bertolt Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder". Ein Beitrag zur Erkenntnis der ästhetischen Struktur des literarischen Kunstwerks.
Das 1941 in Zürich uraufgeführte Stück zeigt in zwölf Bildern die Geschichte der Mutter Courage, die mit ihren drei Kindern, während des 30jährigen Krieges einem Regiment hinterherzieht. Bereits im ersten Bild verliert sie ihren Sohn Eilif an einen Soldatenanwerber. Zwei Jahre später trifft sie ihn zufällig wieder, als er als vermeintlicher Held ausgezeichnet werden soll. Wieder drei Jahre später gerät ihr jüngster Sohn Schweizerkas in den Wirren eines Lagerüberfalls zunächst in Gefangenschaft und wird kurz darauf erschossen. Trotzdem fürchtet Mutter Courage, der Krieg könnte enden und ihr ihre Einnahmequellen nehmen. Eines Tages kehrt Courages Tochter Kattrin mit einer Wunde aus der Stadt zurück, wo man sie überfallen hat. Mutter Courage befindet sich dessenungeachtet auf dem Höhepunkt ihrer Kriegslaufbahn und geht so weit, den Krieg gar als Lebensform zu verteidigen. Als der Schwedenkönig Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen fällt, gerät Courage in Panik wegen des vermeintlich drohenden Kriegsendes und eilt in die Stadt, um ihre Waren zu verkaufen, bevor deren Preise fallen.