Erstellt: 28. 10. 2008 • Stand: 29. 2008 • Autor: Dirk Schröder
KURT TUCHOLSKY 1930
"Wenn die Börsenkurse fallen... "
Am 28. 2008 erhielt ich von einem früheren Bekannten per E-mail das Gedicht "Wunderbar" von Kurt Tucholsky aus dem Jahre 1930 zugesandt, das, so schreibt er, seinerzeit in der " Weltbühne " veröffentlicht worden war. Es wurde am Sonntag, 26. 2008, im Radio DRS II in der Sendung " Hörpunkt " in der Zeit von 20 bis 21 Uhr vorgetragen. Hier die Adresse für den Hörkontakt:
Mit kann das Gedicht dort anhören, wenn man auf "Hören" klickt. Der Gedichtbeginn ist etwa 18 Minuten und 40 Sekunden nach dem Audiostart. Nachfolgend das Gedicht in Textform:
Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heisst Leerverkauf. Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos! Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten. Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.
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Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht. Kurt Tucholsky, 1930, veröffentlicht in "Die Weltbühne"
Wenn Die Börsenkurse Fallen | Mission Control 42!
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der Bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat. Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem land
die Regierung in der Hand. Für die Zechen dieser Frechen
hat der kleine Mann zu blechen
und – das ist das Feine ja –
nicht nur in Amerika! Und wenn Kurse wieder steigen,
fämgt von vorne an der Reigen –
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur. Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bietten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht. Kurt Tucholsky, 1930, veröffentlicht in " Die Weltbühne "
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Tucholsky Über Die Börse, 1930 - Helge.At
Wenn die Brsenkurse fallen
Wenn die Brsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blhen auf:
Ihr Rezept heit Leerverkauf. Keck verhkern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos! Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert. Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heit, Bewohner mssen raus. Trifft`s hingegen groe Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken-
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut! Soll man das System gefhrden? Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat. Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand. Fr die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja -
nicht nur in Amerika! Und wenn die Kurse wieder steigen,
fngt von vorne an der Reigen -
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.
Kurt Tucholsky Finanzkrise Weltwirtschaftskrise Börse Wenn Die Börsenkurse Fallen
Der erste Treffer war dieser Artikel auf Wallstreet Online, wo die Behauptung noch unwidersprochen ist. Da sieht man's wieder: Wir Blogger sind an solchen Urban Legends zwar öfter schuld als Berufsjournalisten, aber dafür findet sich auch meist recht schnell ein Kommentator, der das dann richtig stellt. Update 3. 11. : Mittlerweile hat man bei Wallstreet Online "Frei nach.. " vor Tucholskys Namen geschrieben;-))
Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und – das ist das Feine ja –
nicht nur in Amerika! Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen –
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur. Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht. (via Clows)
Update: Wie Olli in den Kommentaren bemerkt, ist das Gedicht fälschlich Tucholsky zugeschrieben worden. Wäre ja zu schön gewesen, um wahr zu sein. "Essex4" hat bei Niggemeier die Ursache dieser Urban Legend ausgemacht:
Die Angabe von Tucholsky als Urheber ist wohl sicher ein Lesefehler, der auf folgender Seite gut nachvollzogen werden kann und auch von ihr stammen müßte:. Ein gewisser Waltomir (bzw. eben eine Freundin von ihm) hat nicht genau gelesen und mit dem Fehler am 15. 10. die seriöse und von Bibliothekaren gern frequentierte Zeit-Kommentar-Seite infiziert:.. e-freundin
Ich war auch ein bisschen skeptisch und hab vor Veröffentlichung kurz gegoogelt.
Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.