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Gedicht: Tränen in schwerer Krankheit (1640)
Autor/in: Andreas Gryphius
Epoche: Barock
Strophen: 4, Verse: 14
Verse pro Strophe: 1-4, 2-4, 3-3, 4-3
Mir ist, ich weiß nicht wie, ich seufze für und für. Ich weine Tag und Nacht; ich sitz' in tausend Schmerzen; Und tausend fürcht' ich noch; die Kraft in meinem Herzen Verschwindt, der Geist verschmacht', die Hände sinken mir. Die Wangen werden bleich, der muntern Augen Zier Vergeht gleich als der Schein der schon verbrannten Kerzen. Die Seele wird bestürmt, gleich wie die See im Märtzen. Was ist dies Leben doch, was sind wir, ich und ihr? Was bilden wir uns ein, was wünschen wir zu haben? Itzt sind wir hoch und groß, und morgen schon vergraben; Itzt Blumen, morgen Kot. Wir sind ein Wind, ein Schaum, Ein Nebel und ein Bach, ein Reif, ein Tau, ein Schatten; Itzt was und morgen nichts. Interpretation Andreas Gryphius - Tränen in schwerer K. | Deutsch Forum seit 2004. Und was sind unsre Taten Als ein mit herber Angst durchmischter Traum. Die Literaturepoche des Barocks: frühneuzeitliche YOLO-Kultur, morbide Todessehnsucht oder überbordender Prunk?
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Das erste Terzett spielt auf die Situation im Barock an. Mit "was bilden wir uns ein, was wünschen wir zu haben"(Vers 8) ist der Schein des Barocks gemeint. Nach außen hin wurden Reichtum, Prunk ("hoch und groß"(Vers 10)) und Schönheit versprochen. "Hoch und groß" lässt sich auch im Sinne von Eitelkeit interpretieren. Doch dies war, wie das lyrische Ich sagt (vgl. Vers 9), nur ein Wunsch und reine Einbildung. Denn auch die Schönen und Reichen, die hier mit Blumen verglichen werden (vgl. Vers 11), sind nicht vor der Vergänglichkeit geschützt. In diesem Vers (11) findet man eine Antithetik in Form von "Blumen und Kot", also "schön und hässlich". Gedichtinterpretation "Thränen in schwerer Kranckheit" (Andreas Gryphius) | Andreas Gryphius. Hier ( Vers 11) beginnt das lyrische Ich ebenfalls Metaphern für vergehende Dinge in Form einer Aufzählung zu nennen, beispielsweise der Wind und Schaum, der mit den Wellen des Meeres wieder vergeht. In den ersten beiden Versen des zweiten Terzetts findet man weitere Metaphern, Vers 12 schließt also an Vers 11 an. "Itzt was und morgen nichts" (Vers 13) bezieht sich auf das Vergessenwerden der Menschen von anderen nach seinem Tod.
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Vers auch vom Tod
("verbrannten Kerzen"). Es benutzt diese Metapher, um den Tod zu
symbolisieren. Es ist nicht seine Seele, die bestürmt wird, sondern mit
Seele ist eher der Glaube des lyrischen Ichs gemeint. In der Zeit, in der
es sich befindet. dem 30-jährigen Krieg, war es normal, als Sieger, die
Kirchen zu entweihen, um dem besiegten Volk seinen eigenen Glauben
aufzuzwingen. Der Glaube wird daher bestürmt, wie wenn im März ein
gewaltiges Unwetter über den See hinwegfegt und das Wasser sich kräuseln
lässt. Im letzten Vers stellt das lyrische Ich die Frage nach dem Sinn des
Lebens. Es weiß nicht so recht, was wir, die Menschen, eigentlich sind und
wozu wir da sind und wozu jeder einzelne für sich da ist. Die dritte Strophe beginnt, wie die letzte aufgehört hat: mit einer Frage. Tränen in schwerer krankheit analyse 2020. Diese Frage: "Was bilden wir uns ein, was wünschen wir zu haben? " (Z 9)
ist eine untergeordnete Frage zu der davor, die nach dem Sinn des Lebens
fragt. Sie fragt nach Erwartungen und Hoffnungen, die man im Leben
erreichen will, doch in den weiteren Versen dieser Strophe zeigt sich,
dass man die Erwartungen nicht erreichen kann.
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Er wird geboren, hat die Blütezeit seines Lebens, und verschwindet schließlich wieder. Auch Schaum ist nur von kurzer Dauer, meist verschwindet nur kurze Zeit, nachdem er entstanden ist. Das letzte Terzett wird mit dem Asyndeton "Ein Nebel und ein Bach, ein Reif, ein Tau, ein Schatten"(V. 12) eingeleitet. Es wird verdeutlicht, wie viele Dinge, egal wie schön, oder groß sie sind, einmal vergehen werden. Nebel verschwindet, ein Bach vertrocknet, Reiff schmilzt, genau wie Tau. Tränen in schwerer Krankheit (Interpretation). Schatten verschwinden, sobald irgendetwas anderes verschwindet. Sei es ein Gegenstand, eine Pflanze, oder eben ein Mensch. All diese Dinge sind "Itzt was und morgen nichts" (V. 13): Abgeschlossen wird das Terzett und somit das gesamte Sonnet mit den Worten: "Und was sind unsre Thaten, als ein mit Angst durchmischter Traum. "(V. 13-14). Durch diesen Satz wird bestätigt, was im vorherigen Verlauf des Gedichtes nur vermutet werden konnte, außerdem wird der gesamte Inhalt des Gedichts zusammengefasst. Das ganze Leben des Lyrischen Ichs und aller anderen Menschen, ist nichts als grauenvoll, unbedeutsam und vergänglich, wie ein Traum, aus dem man erwacht.
Auffällig ist, dass bei diesem Barockgedicht von Andreas Gryphius keine Wende in der letzen Zeile stattfindet. Das Lyrische Ich hat in seiner Situation keine Aussicht auf die erhoffte Erlösung seiner irdischen Vergänglichkeit, auf die himmlische Ewigkeit, wie es sonst in Barockgedichten üblich war. Tränen in schwerer krankheit analyse e. Dies und die Tatsache, dass die Verzweiflung in diesem Sonett eine so unglaublich große Rolle spielt. lässt vermuten, dass Andreas Gryphius dieses Gedicht in einer der verzweifelten Situationen seines Lebens verfasst haben muss. zum Beispiel, als seine gesamte Familie ums Leben kam. Zusammenfassend kann man also sagen, dass das Gedicht grundsätzlich zwar typisch für seine Zeit war, sich aber durchaus auch unterscheidet, dadurch, dass von echten Gefühlen beeinflusst wurde.