I. Die Bibel ist ein spannendes Buch. Gerade im "Jahr der Bibel" gibt es gute Gründe, sich daran zu erinnern. Packende Geschichten gibt es in ihr. Und Jesus war auch dies: ein spannender Geschichtenerzähler. Kaum einer würde es heute wagen, große Gleichnisse so knapp zu erzählen: der barmherzige Samariter, der verlorene Sohn. Nur wenige Minuten dauern solche Geschichten – und eine ganze Welt steht vor uns. Die Wirklichkeit der Barmherzigkeit – der "barmherzige Samariter" stellt sie uns vor Augen. Die Wirklichkeit der Versöhnung – im "verlorenen Sohn" wird sie uns gegenwärtig. Auch die Erzählung von den Arbeitern im Weinberg ist ein solches Meisterstück. Predigt im Berliner Dom (Matthäus 20, 1-16 a) – EKD. Um welche Wirklichkeit geht es in ihr? Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben – so kann man die Pointe dieser Erzählung fassen. Hier geht es anders zu als bei Gorbatschows berühmtem Satz im Oktober 1989: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. " Aber wo geht es so anders zu? Das Himmelreich gleicht einem Gutsherrn, der sich so verhält, sagt Jesus.
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Eine Bäuerin in einem afghanischen Dorf, ein Kind auf den Straßen Baghdads, ein Pilot in einem amerikanischen Kampfjet: Die Letzten werden Erste und die Ersten Letzte sein. Um der Menschen willen kann es keine Automatik des Krieges geben. Um ihretwillen muss auf jeder Stufe eines Konflikts neu gefragt werden: Gibt es eine Alternative zur tötenden Gewalt? IV. Nicht ein Muster für einen Tarifvertrag hat Jesus entworfen. Und doch würde es auch einem Lehrbuch der Volkswirtschaft nichts schaden, wenn das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg als Motto vornean stünde. Matthäus 20 1 16 predigt wheels. Alle Unterschiede, die wir zwischen Menschen machen, bleiben nur so lange im Lot, wenn wir ihre Vorläufigkeit anerkennen, wenn wirsie zu überprüfen bereit sind, wenn wir sie vor denen verantworten können, die wir für die Letzten halten. Denn nur dann können wir sie vor Gottes Güte verantworten. Vor Gottes Güte sind die Letzten die Ersten, und die Ersten werden zu Letzten. Unterschiede, die wir machen, haben wir daran zu messen.
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Wer könnte das nicht verstehen? Vom Grundsatz "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" keine Spur. Was würde wohl herauskommen, wenn wir das Verhalten des Gutsherrn auf unsere heutigen Lohnkonflikte übertragen würden? Wie sähe ein Tarifabschluss im öffentlichen Dienst dann aus? Wären die Berliner Lehrerinnen und Lehrer, die seit neustem eine Stunde mehr arbeiten müssen, ohne dafür mehr Geld zu bekommen, zufriedener, wenn sie ohnehin alle das Gleiche bekämen, für ein halbes Deputat genauso viel wie für ein ganzes? Der Erste und der Letzte - Predigt zu Matthäus 20,1-16 von Kathrin Oxen | predigten.evangelisch.de. Nein, damit gleicher Lohn für gleiche Arbeit bezahlt werden kann, brauchen wir offenbar auch die ungleiche Bezahlung für ungleiche Arbeit. Die Wahnsinnsunterschiede zwischen Gehältern, die es bei uns auch gibt, sind damit freilich nicht gemeint. Aber nachvollziehbare Unterschiede muss es geben. Anders funktioniert unsere menschliche, relative, vorläufige Gerechtigkeit nicht. Unter uns Menschen wird Gleichheit nur lebbar, wenn wir auch gewisse Ungleichheiten anerkennen. Eine Stunde Arbeit ist etwas anderes als zwölf Stunden Arbeit – wer wollte das bestreiten?
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Das heutige Evangelium spricht aber nicht über Verdienst und Belohnung. Eine Geschichte zur Veranschaulichung: Eine Mutter kommt mit mehreren Kindern zum Arzt. Eines ihrer Kinder ist schwach und unterentwickelt. Es kann nicht gehen, es spricht nur unartikulierte Laute. Es ist rührend, diese Mutter zu sehen, wie sie bei ihren Kinder sitzt und dem behinderten Kind den Speichel um den Mund wegwischt. Wird jemand der Mutter Vorwürfe machen, dass sie sich mehr um das kranke Kind als um die gesunden Kinder kümmert? Hat jemand den Mut zu sagen, dass dies eine schlechte Mutter ist? Ich denke, das kann jeder verstehen. Das ist es auch, was Jesus den Menschen vor zweitausend Jahren sagen wollte. Die Menschen sind verschieden, Gott aber liebt alle Menschen, er ist zu allen gut. Predigt zu Matthäus 20,1-16 | Göttinger Predigten im Internet. Es gab zwei Gruppen von Menschen, die Jesus zuhörten – auf der einen Seite die Pharisäer und Schriftgelehrten, auf der anderen Seite die Zöllner und die Sünder. Jesus wusste, wie die Pharisäer dachten. Sie meinten: Gott hat uns gern, weil wir gerecht sind und uns bemühen, die Gebote zu halten.
Hinsehen können wir, um Gottes tagtäglich erfahrene, menschliches Rechnen durchbrechende Güte wahrzunehmen. Das zeigt der Blick des Glaubens. Er klärt auf, schafft Durchblick, eröffnet Sinn: eine neue Wirklichkeit erblicken, weil angeblickt; erkennen, weil erkannt von Gottes Gegenwart. Und mit unserer Gleichniserzählung Jesu vermag – wie Dom Helder Camara einmal schrieb – der Glaubende Ja zu sagen auch "zu den Überraschungen", die seine Pläne durchkreuzen, die Träume zunichte machen, dem Tag eine ganz andere Richtung geben – ja, vielleicht seinem Leben durch das Mehr als ihm zusteht. Matthäus 20 1 16 predigt parts. Es ist kein Zufall. "Lass dem himmlischen Vater die Freiheit, selber den Verlauf deiner Tage zu bestimmen" (Dom Helder Camara, Mach aus mir einen Regenbogen, München-Zürich (Pendo-Verlag), 1981) und was mehr ist als dir – wie den spätgekommenen Arbeitern im Gleichnis Jesu – zusteht und was du verdienst. 4. Zugleich, liebe Gemeinde, wird der Glaube alltäglich gelebt in den nahen und weiteren Bezügen. Betrachten wir nun das Gleichnis von den anderen Arbeitern her, die meinen trotz abgesprochener Vergütung zu kurz zu kommen.