Hinzu kam aber, dass Anna Russels unsterbliche Wagner-Bosheit "Anything you can sing - kann ich lauter" alles dominierte. Als Theaterfreund fragt man sich, was alle musikalischen und dramaturgischen Assistenten während der Proben gehört - oder: nicht gehört haben: dass in drei der vier Bilder aus einem Kubus herausgesungen wird; das könnte "sängerfreundlich" sein, doch scheint niemand Chefdirigent Anthony Bramall gesagt zu haben: alles zu laut - und dann noch premieren-angespannt "viel zu laut". So führten Camilla Schnoor (Mimi) und Lucian Krasznec (Rodolfo) vor allem Stimmkraft vor - von der Spannweite Piano bis Fortissimo nur Letzteres und das meist direkt ins Publikum. La boheme münchen gärtnerplatztheater my fair lady. Prompt fehlte alle Beseelung, nur Matija Meics Marcello gelangen ein paar warmherzige Bariton-Passagen. Obwohl im Publikum doch die reiferen Jahrgänge dominierten und nicht die jungen Ohrstöpsel-Geschädigten, bekam diese nur laut-schrille Schickeria-Story einhelligen Beifall. Puccini hat Feineres und Tieferes komponiert.
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Wohl kaum. Erfreulicherweise zeigt Schenks Welt noch keine großen Alterserscheinungen und so wirkt Jonas Kaufmann wohl genauso frisch in Paris wie all die Tenöre in den Jahrzehnten vor ihm. Zudem schafft es die Kamera, das düstere, aber eben auch romantisch-dunkle Bild der Pariser Epoche gekonnt einzufangen und transportiert rein vom Gefühl, wo man sich als Zuschauer gerade befindet, das wahrscheinlich noch stärker als im Opernsaal selbst. Kritik - "La Bohème" am Gärtnerplatztheater München - Klassik aktuell | BR Podcast. Nichtsdestotrotz fehlt das große Momentum, wenn Kaufmann und Willis-Sørensen beispielsweise zum Duett "O soave fanciulla" anstimmen. Das liegt keinesfalls den beiden Liebenden, die stimmstark und nuanciert die fantastischen Melodien Pucchinis vortragen, aber der nachhaltige Druck und die großen Emotionen, die man eben dann doch nur erlebt, wenn man vor Ort ist und die Musik auf voller Linie spürt, die geht etwas verloren. Es bleibt eine musikalisch faktisch perfekte Variante, denn Asher Fisch weiß das Bayerische Staatsorchester genauestens zu dirigieren, was für einen äußerst ausgewogenen Klang führt – so sehr könnte man bei der Tontechnik gar nicht tricksen.
Besuchte Aufführung: 28. März 2019 (Premiere)
Kurzinhalt
Rodolfo, Marcello, Schaunard und Colline sind bettelarme Künstler und unzertrennliche Freunde. Sie leben unbeschwert von der Hand in den Mund in einer Mansarde über den Dächern des Pariser Künstlerviertels Quartier Latin. Rodolfo begegnet Mimì und verliebt sich in sie. Marcello erobert seine ehemalige, stets untreue Geliebte Musetta zurück. O soave fanciulla – „La bohème“ in der (digitalen) Staatsoper (Kritik) – KiM – Kultur in München. Den Weihnachtsabend verbringt man im Café Momus. Nach der Trennung von Rodolfo verschlimmert sich Mimìs Krankheit. Sie kehrt zu ihm zurück und stirbt in seinen Armen im Kreis der Freunde. Aufführung
Die aufwendigen Verwandlungen beim Kulissenwechsel sind besonders spektakulär und weisen auf die vielen technischen Möglichkeiten seit der Renovierung des Gärtnerplatztheaters hin. Das erste Bild spielt in einem Guckkasten, der nach hinten begrenzt wird von einem großen Kamin, in dem aber nie Feuer brennt, und zwei großen Flügelfenstern, deren Flügel aber daneben liegen. Durchs offene Fenster sieht man den Schnee rieseln, kein Wunder daß es im Raum kalt ist.