Wobei spätestens mit dieser Brief-Auswahl deutlich wird, dass fürs praktische Leben die Frau zuständig war, während der literarisch ambitionierte Palm sich häufig über die Lebens- und Reiseumstände beklagte. Hilde Domin reiste mit seinen Manuskripten zu Verlegern in die USA, trieb ihn an, seine Entwürfe an die literarischen Zeitschriften «Aufbau» und «Neue Rundschau» zu schicken. «Oh Äfflein, warum so unselbständig», schreibt sie 1947 aus New York nach Ciudad Trujillo. Aus den Briefen spricht innige Liebe, ein Gleichklang der Intellekte, wenn schnell mal zwischen den Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch) gewechselt oder die aktuelle Lektüre besprochen wird. Domin zündet ein geistiges Feuerwerk, analysiert sich und ihre Umwelt in der jeweils aktuellen Situation scharfsichtig - und erzählt dann schnell noch von Haushaltsdingen: «Der Hühnerjunge gut und zuverlässig. » Die existenzielle Krise, die sie Anfang der 50er Jahre zum Dichten bringt, spiegelt sich heftig in den Briefen an den Gatten: Der Wunsch nach einem Kind, das er ihr verweigert, während er zugleich eine Geliebte hat, der Tod der Mutter und die Einsamkeit im Exil, oft getrennt von ihrem «Aff», der zu Forschungsreisen als Archäologe unterwegs ist.
Hilde Domin Bitten
Seit Mai 2018 wohnt die wunderschöne Reclam-Sammlung "Monatsgedichte" bei mir. In "verdichteter" Sprache dem Geheimnis des Lebens auf die Spur zu kommen ist etwas, was mich bereichert. So möchte ich unter dieser Überschrift gerne den einen oder anderen lyrischen Text, aber auch andere kurze Texte oder Zitate einstellen und zum Nach-Denken anbieten. Ich werde sie unter "Sonstige ignatianische Beiträge" auflisten. Viel Freude mit diesen Texten wünsche ich Euch und Ihnen. Harald Klein, Köln
Rose Ausländer – Der Engel in dir
Rose Auslaender – Mai II
Madeleine Delbrel – Geht in euren Tag hinaus
Hilde Domin – Bitte
Hilde Domin – Ecce homo
Hilde Domin – Es gibt Dich
Hilde Domin – Es knospt
Hilde Domin – Herbstaugen
Hilde Domin – Herbstzeitlosen
Hilde Domin – Indischer Falter
Hilde Domin – Wege
Hilde Domin – Ziehende Landschaft
Christine Eggers-Faschon – Ein Trausegen
Ulla Hahn – Bekanntschaft
Harald Hartung – Vor dem Frost
Friedrich Hebbel – Sommerlied
Hilde Domin Bitte Van
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Hilde Domin, eine der wichtigsten deutschsprachigen Lyrikerinnen, wäre heute 100 Jahre alt geworden. Zum Jubiläum sind nun ihre Gedichte neu ediert worden und Briefe an ihren Mann Erwin Walter Palm in den Jahren des Exils erschienen. Sie erlauben einen neuen Blick auf die Dichterin. Dass die lange Zeit des Exils schmerzlich in jeder Hinsicht war, hat Hilde Domin schon in ihren autobiografischen Schriften und Gedichten beschrieben. Doch in der Auswahl der mehr als zweitausend Briefe, die nach Domins Tod 2006 ins Literaturarchiv nach Marbach wanderten, zeigt sich, wie groß der Spagat zwischen geliebter deutscher Sprache und Literatur und dem Leben im stets fremd bleibenden Santo Domingo war, wie schwierig sich der Alltag für das Ehepaar gestaltete. Vor allem aber schildern die Briefe eine innige, doch von heftigen Spannungen begleitete Liebe. Ein Studienaufenthalt in Rom wurde für Hilde und Erwin Walter Palm 1933 durch Hitlers Machtergreifung zum unfreiwilligen Exil. Visa-Anträge erst für England, dann für Südamerika, eine anstrengende Reise über Kanada schließlich nach Santo Domingo, wo Diktator Trujillo sein Volk durch europäische Zuwanderer «aufhellen» wollte - all das belastete die Beziehung.
Die Umkehrung, die daraus entstand, finde ich interessant: Dass Apple das Gefühl hatte, sie – als Kind – müsse auf ihre Mutter aufpassen. Das ist kein guter Zustand. Aber Ingrid kann Verantwortung übernehmen, etwa in der Szene mit den Flüchtlingen. Dörrie: Ja, Ingrid hat auch ausgeprägte Hippie-Qualitäten. Sie ist diejenige, die spontan auf einen afrikanischen Flüchtling reagieren kann. Genau um diese Ambivalenz der Dinge geht es mir. Sie sind bekannt dafür, dass Sie Ihre Bilder schon sehr genau im Kopf haben. Trotzdem geben Sie Ihren Schauspielern viel Freiraum. Wie geht das zusammen? Dörrie: Gut (lacht). Das liegt daran, dass ich in der Regel schon so viel Zeit mit meinen Figuren verbracht habe, nämlich beim Schreiben, dass ich sie ganz genau kenne. Gerade deshalb kann ich den Schauspielern viel Freiheit lassen. Ich weiß trotzdem, fast schlafwandlerisch, wo es diese Figur hintreiben wird. Sie sind eine akribisch genaue Beobachterin. Dörrie: Ja, mich interessiert die Welt. Mich interessiert mein eigener Kopf gar nicht so sehr wie die Welt.