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14. November 2021
Der Schlosspark in Alt Rehse – bekannt durch die wechselvolle Geschichte des Ortes bis in die Gegenwart – wandelt sich langsam zu einem echten touristischen Diamant für die Mecklenburgische Seenplatte. Wer derzeit in den Ort kommt, wird nicht mehr von einer Wachanlage, sondern von einer stilvollen Tafel im "Park am See" begrüßt. Das Gelände, auf dem seit ein paar Monaten schon Hotelgäste willkommen geheißen werden, wird nicht mehr vorn an der Wache, sondern erst später von einem unauffälligen Zaun begrenzt. Fünf Jahre nach dem Kauf hat die neue Eigentümerin Gabriele Wahl-Multerer schon einen Großteil der Häuser sanieren lassen. Nur das eigentliche Gutshaus – das einst Schloss Lichtenstein genannt wurde, wartet noch auf seine bauliche Wiedererweckung. In einer kleinen Rezeption am Eingang begrüßt eine freundliche junge Frau die Gäste. Sie erzählt, dass es an jeden Wochenende Führungen gibt. Sie sollen immer samstags und sonntags ab 11 Uhr beginnen.
- Alt rehse führungen in haus marteau
Alt Rehse Führungen In Haus Marteau
So soll an diesem Sonntag auch wieder die Eigentümerin selbst durch das 65 Hektar große Gelände mit der wechselvollen Geschichte führen. Zu sehen ist unter anderem, dass die Sanierung des einstigen zentralen Schulungsgebäudes bald ab geschlossen sein soll. Ein Bagger schaufelt Bauschutt auf einen Traktoranhänger. Das gesamte Dorfgut Alt Rehse war 1897 vom Freiherr Ludwig von Hauff erworben worden, auf den der Park zurückgeht. In den 1930er Jahren übernahm der von Hitler beauftragte Martin Borrmann das Gut. Im Park, der unten an den Tollensesee grenzt, wurde die "Führerschule der deutschen Ärzteschaft" eingerichtet. Auch ein kleines "Reichssportfeld" gab es. Im Dorf wurden die Gebäude der Tagelöhner abgerissen und ein neues Dorf im Backstein-Fachwerkstil mit Reetdach errichtet. Hiervon zeugen noch die Inschriften in Balken wie Haus Hessen oder Haus Mecklenburg oder Haus Dresden "errichtet im 3. Jahr", was wohl nach der Machtübernahme des inzwischen verbotenen NSDAP bedeuten sollte. Danach besetzte erst die Rote Armee das Areal, später war hier eine hohe NVA-Einheit des damaligen Militärbezirkes Neubrandenburg.
Der Projekttag wurde unterstützt durch das RAA-Projekt Zeitlupe. Der Hochschultag soll ab 2020 semesterweise bei uns stattfinden. Ebenfalls von der Hochschule Neubrandenburg waren Studierende aus den Bereichen Gesundheits- und Pflegewissenschaft unter der Leitung von Frau Dr. Stich für eine Führung und Workshops bei uns. Außerdem zu Gast war eine Gruppe der Charité Gesundheitsakademie Berlin mit angehenden Hebammen. Auch Hebammen nahmen in den Jahren von 1935 bis 1941 an Schulungslagern in Alt Rehse teil und spielten eine besondere Rolle im nationalsozialistischen Gesundheitssystem. Wir freuen uns über die Zunahme von interessierten Gruppen aus der Region und der Hochschulen! Angehende Hebammen der Charité (Foto: EBB Alt Rehse)
Mitglieder der Kirchengemeinde Brüssow während der Führung durch den Ort (Foto: EBB Alt Rehse)
Wanderausstellung machte Station in der EBB Alt Rehse
Von April bis September war bei uns die Wanderausstellung "… unmöglich, diesen Schrecken aufzuhalten" Die medizinische Versorgung durch Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück zu sehen.