FRANZ XAVER MEYER
17. 1. 2015, 12:00 Uhr
© Franz Xaver Meyer
Wenn sie die Blicke am Körper hinauf- und hinabwandern lassen, sehen "da Bertl und i": Vieles war früher frauentauglicher. -
Sie brauchen keine Werbung in Kabarettsendungen des TV, dem Kabarettduo "Da Bertl und i" reicht die Mund-Propaganda, um die Säle zu füllen. So auch im Johanneszentrum, das bis auf den letzten Platz besetzt war. Beim Programm "Männer 5. 0" der beiden Niederbayern, mit bürgerlichem Namen Herbert Bachmeier als Bertl und Stefan Wählt als "i", schüttelten sich die Zuschauer vor Lachen. Die Mischung aus Musik in Kombination mit Humor, Wortwitz mit hintergründigen Anspielungen kam beim Publikum bestens an. Mit 5. 0 meinen die beiden die Jahreszahl "50" und das Lebensalter. 5. 0 klingt natürlich viel besser als Männer um die 50, in 5. 0 stecken noch die Neugierde und der Aufbruch. Aber wenn die beiden Kabarettisten, beide selber im Alter um die 50, ihre Blicke am Körper hinauf- und hinabschweifen lassen, dann müssen sie doch zu der Erkenntnis kommen, dass manches vorher doch frauentauglicher war.
Bertl Und I Find
Fastfood und Dauerberieselung im Fernsehen mit einander jagenden Katastrophenmeldungen werden schelmisch aufs Korn genommen. Alle im Saal dürfen den Refrain mitsingen beim Lied "Schwein gehabt", und jeder spürt, dass er auch schon öfter als gedacht Glück im Leben hatte. Richtige Männer um die 50 haben selbstverständlich den ihnen angeborenen Jagdtrieb. Nur hat sich dieser vom Mammut auf die Packerlsuppn verlagert. Witzig und scharfzüngig das Liebeslieder Update 5. 0 zum Schluss. Den Ohrwürmern wird ein Multimedia-Kleid übergestreift. Einig waren sich die Zuschauer darüber, dass "Da Bertl und i" noch voll im Saft stehen und erfrischend im Auftritt sind. Es gibt also auch ein Leben jenseits der 50 oder 5. 0. Keine
Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich zuvor registrieren.
Bertl Und I Shop
Der Saal tobte, als die "Heroes von da Casting Show" entlarvt und mit Spott überhäuft wurden. Ohne Talent und Hirn wollten diese nämlich Superstars werden. Bei aller bayerischer Derbheit, kritischer Verspottung und Übertreibung zeigten "da bertl und i" Stil. Ihre Beiträge resultieren aus der genauen Beobachtung des Alltags, den sie überspitzt in Worten, Liedern und Sketchen wiedergaben. Die Bloßstellungen waren nie unter der Gürtellinie. Die beiden überzeugten durch ihre Natürlichkeit und sie präsentierten sich als perfekte Meister der Persiflage und der vielschichtigen, deutlichen bayerischen Wortschöpfung. Ihre treffsichere und an Pointen reiche Sprache verstärkten sie noch durch unnachahmliche, ausdrucksstarke Mimik und Gestik und den Einsatz unterschiedlicher Instrumente. Die Theaterleit vo Preith hatten das Duo mit dessen verschiedenen Programmen nun bereits zum vierten Mal nach Preith geholt. Wieder war es ein Volltreffer. Die Veranstaltung war bestimmt "net für d' Katz". Vielmehr waren die Besucher vollauf begeistert.
Bertl Und I E
Die beiden Kabarettisten als Schutzengel sind absolut sehenswert. Und das Publikum erfährt nun endlich, warum John F. Kennedy sterben musste (weil der Bertl wegen einer Kaktusallergie nicht richtig aufgepasst hat), dass die Flugenten, in die er versehentlich hineingerauscht ist, sich bei ihm mit der Grippe angesteckt haben, woraus die Vogelgrippe entstand, und dass die Rinder zwischen denen er unvorhergesehen landen musste, alle wahnsinnig geworden sind. Nun ist der arme Engel arbeitslos, aber er hat schon ein Vorstellungsgespräch bei einem neuen Kunden namens – Gaddafi! Das harte Leben der Busfahrer wird geschildert, die mit leutseligen Vergnügungsreisenden Senioren aus Bremerhaven, bei denen der Kaffee so wirkt, "wie wenn man Stallhasen Extasy unter den Löwenzahn mischt", ebenso kämpfen wie mit Bayernfans auf der Heimfahrt vom Heimspiel in München, "denen bereits 20 Minuten nach Abfahrt das Bier ausgeht und bei deren Ausdünstungen sogar im Bus schon das Hopfenwachstum anfängt". Musikalisch wie wortwitzig sind Bertl und Stefan unschlagbar, ob es um den Italienurlaub ("nächstes Jahr mach' mer Urlaub z'Reichenhall), Wertpapieranlagen ("I bin im Toilettenpapierhandel, meine Wertpapiere sind alle für'n Oarsch") oder die Brautschau eines alternden und wenig charmanten Junggesellen geht.
Ohne mehrere Zugaben lässt das herrlich amüsierte Publikum die beiden nicht gehen. Erst nach der Ballade vom "Buchstabnnudelsuppnsackl" und dem "Boandlkramer-Song" ist endgültig Schluss. Beim Autogrammschreiben lassen die beiden durchblicken, dass sie gerne bald wieder nach Reichenhall kämen. Das Publikum wäre mit Sicherheit begeistert. So viel Spielfreude, so viel Spaß, den die beiden auf der Bühne haben und an dem sie die Zuschauer teilhaben lassen, möchte man zu gerne bald wieder erleben.