Videostill: Gisela Sonnenburg
Als Clou gibt es drei Nornen, die – als chinesische Fleißarbeiterinnen getarnt – einen Schicksalsfaden spinnen und vernähen. Die Stimmungen, die hier erzeugt und transportiert sind, kommen so cineastisch rüber, als säße man im Kino. Christian Baier wäre aber nicht Christian Baier, wenn er sich mit der Nacherzählung eines vorhandenen Stücks Literatur zufrieden geben würde. Und so fügte er auch Szenen aus der Kulturrevolution an, die wie ein zweites, kurzes Stück anmuten. Die Mao-Bibel in der Hand, freuen sich die jungen Männer auf die neuen Zeiten… Das Ballett Dortmund tanzt mit großem Elan im "Traum der roten Kammer" von Xin Peng Wang. Foto: Bettina Stöß
Mit rot leuchtender Bänderspule triumphiert darin eine Tänzerin mit raffinier-sportlicher Note. Gedichtbände sind durch die Mao-Bibel ersetzt, junge Männer winken mit ihr so hoffnungsfroh wie ahnungslos. Der Traum der roten Kammer: Theater Dortmund. Und die Denunzierten müssen mit spitzen Papierhüten die Verachtung der Menge ertragen. Aber noch ein weiteres Stück Ballett wird angefügt, ein Epilog wie aus der Jetztzeit: Hier ist Pao Yü ein Spätgeborener, der im zeitgenössischen China verarmt und obdachlos geworden ist.
Der Traum Der Roten Kammer: Theater Dortmund
Zitat: "Schein wird Sein, und Sein wird Schein. Keins wird eins und eins wird keins. " Eine kurze Einführung über diesen Literatur Klassiker präsentiert die in Freiburg lebende und in deutscher Sprache publizierende Schriftstellerin Lin Jun. Jun Lin, Lini Gong; Foto Patrik Klein
In dieser Liedersoiree präsentieren die Sopranistin Lini Gong und ihr Begleiter Klaus-Dieter Jung (Klavier) 10 Lieder, die für die TV-Serie aus dem Jahre 1984 von Wan Liping komponiert und hier in einer Bearbeitung von Lingxi Yang vorgetragen werden. Auch diese TV-Serie ist in China überaus bekannt und sicherlich könnten einzelne ZuschauerInnen in die Lieder mit einstimmen. Bei den meisten Jugendlichen in China sind diese Lieder aktuelle Gassenhauer. Franz Kuhn, der den Roman ins Deutsche übersetze, schreibt in seinem Nachwort:
"Wenn man gebildeten, jugendlichen Chinesen beiderlei Geschlechts gegenüber den Namen Hongloumeng (Originaltitel) nennt, dann werden ihre Augen leuchten, und sie werden erkennen, dass sie den Roman nicht nur einmal, sondern drei- oder viermal durchgelesen haben und stellenweise auswendig kennen.
Dieses einsame, stille Ende entspricht zwar dem Wandel des Taugenichts zum buddhistischen Mönch am Ende des Romans. Als Ballettschluss ist es allerdings zu wenig theatral. Wie sagte doch bereits Mozarts Librettist da Ponte: im Finale müssen alle Personen nochmals auftreten - und sei's nur in diesem Fall um der prächtigen Kostüme willen.