22. 12. 2018, 14:04
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Helmut Schmidt auf dem Steg, der von seinem Grundstück zum Brahmsee führt. Im Hintergrund seine Jolle, die er einst vom kanadischen Premier Pierre Trudeau geschenkt bekam. Besuch haus helmut schmidt ist tot. Foto: dpa Picture-Alliance / SVEN SIMON / picture-alliance / Sven Simon
In ihrem Ferienhaus verbrachten die Schmidts schöne Sommertage. Der neue Eigentümer erzählt, was er verändert hat und was er bewahrt. Hamburg. Der Brahmsee in Schleswig-Holstein: Hier haben Helmut und Loki Schmidt auf einem gut 3000 Quadratmeter großen Seegrundstück viele Jahre mit Tochter Susanne schöne Stunden verlebt – in ihrem Ferienhaus, das ebenso wie das Haus in Langenhorn weniger von Extravaganz als von großer Bescheidenheit zeugte. Es heißt, wenige Wochen vor Schmidts Tod am 10. November 2015 ist Susanne noch mal mit ihrem Vater dorthin gefahren – wohl, um Abschied zu nehmen. Wie sehr ihre Namen mit dem Idyll am östlichen Ufer des Gewässers verbunden sind, kann der neue Eigentümer des Grundstücks bestätigen.
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Aber auch unzählige Fotografien – alles auf Papier. Stefan Herms erzählt, dass es das größte existierende Privatarchiv sei, ein Unikat – denn Schmidt habe bereits Anfang der Sechzigerjahre alles abgeheftet, was über ihn veröffentlicht wurde, dazu kommen eigene Schriften, Reden. Es muss also gesichtet, digitalisiert, geordnet werden – das dauert Jahre. Besuch im Boberger Dünenhaus. Die Frage ist, wie sich Schmidts Wunsch, nämlich alles so zu lassen, wie es ist, erfüllen lässt. Eine völlige Öffnung für Besucher wird nicht möglich sein. Vier bis sechs Mal im Jahr könne man die Stätte vielleicht öffnen, dann für angemeldete Besucher oder Gruppen. Man könnte sich vorstellen, die Tradition der Freitagsrunden, zu denen das Ehepaar seinerzeit Denker einlud, fortzuführen. Den Anhängern von Loki und Helmut Schmidt bleibt ein virtueller Rundgang durch das Haus, ab Sommer dieses Jahres soll er möglich sein. Nur riechen wird es dabei wohl nicht.
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© Michael Zapf
Das Wohnzimmer mit dem Blick in "Ottis Bar" (rechts). Der Raum diente als Bühne der Weltpolitik. Am 7. Mai 1978 nahm der sowjetische Staats- und Parteichef Leonid Breschnew auf dem roten Sofa (links) Platz. © Michael Zapf
Der Blick von der Galerie in die Halle. Links geht es in das Arbeitszimmer, in dem Helmut Schmidt, bis tief in die Nacht saß. An den Wänden hängen Werke von Horst Janssen, Karl Schmidt-Rottluff, August Macke und Edvard Munch. Im Erdgeschoss (rechts) steht der Steinway-Flügel. Besuch haus helmut schmidt programme. Hier spielte Helmut Schmidt mit Blick in den Garten. © Michael Zapf
Am Schachbrett, das zwischen Halle und Wohnzimmer steht, saßen sich Loki und Helmut Schmidt oft gegenüber. Die beiden mit Intarsien verzierten "Vierländer Hochzeitsstühle" waren ein Geschenk der SPD Hamburg-Bergedorf zu Schmidts 65. Geburtstag. © Michael Zapf
Der Blick vom Wohnzimmer aus auf den Kamin und in die Halle mit dem Flügel. © Michael Zapf
Als Bewunderer von Ernst Barlach besuchte das Ehepaar regelmäßig das nach dem Bildhauer und Zeichner benannte Ausstellungshaus im Hamburger Jenischpark.
«Es ist alles so gelassen worden, wie es war», berichtet die 35-Jährige und zeigt bei einem Besuch im Haus auf die Fensterbank des Arbeitszimmers. Ein Rasierapparat, Rasierwasser und ein Spiegel stehen dort - damit sich Helmut Schmidt noch mal schnell frisch machen konnte, wenn Besuch kam. Auch Kerzen finden sich auf dem Holz-Schreibtisch, im Bücherregal steht eine alte Taschenlampe. «Es hätte ja einen Stromausfall geben können», erklärt Hildburg-Schneider. Ein Geschichtsstudent hat 6000 Gegenstände aus dem Haus inventarisiert und eine Datenbank angelegt. Auffallend ist die große Kunstsammlung der Schmidts, die Bilder hängen bis unter die Decke. Die Treppe vom Arbeitszimmer hinunter führt vorbei an einem Porträt des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg sowie Werken von Marc Chagall oder Otto Dix. Helmut und Loki Schmidt Stiftung. Die Schmidts hatten sich als Kinder auf der Lichtwarkschule kennengelernt, einer Reformschule. «Das hat die beiden ein Leben lang geprägt, dort haben sie ihre Kunstsinnigkeit bekommen», sagt Hildburg-Schneider.