Damit rückt das Werk in ein Spannungsverhältnis zwischen Realismus und Abstraktion, Fotografie und Malerei. Ein Merkmal, das das gesamte Schaffen von Gerhard Richter prägt. Gerhard Richter. Birkenau-Zyklus, Zeichnungen, Übermalte Fotos | Gerhard Richter: Zyklus "Birkenau" Alte Nationalgalerie Berlin 2021 © Gerhard Richter 2021, Installationsansicht K21, Kunstsammlung Nord-rhein-Westfalen 2021, / Foto © Achim Kukulies Als Technik wendet Richter hier ein Verfahren an, das in seinen ab Mitte 80er Jahren entstehenden Abstrakten Bildern Relevanz erhält. Er trägt mehrere Farbschichten mit einer Rakel auf die Leinwand auf und schiebt sie über die Bildfläche. Die Farbe wird ungleichmäßig verteilt, die unteren Ebenen scheinen an manchen Stellen durch, an anderen verschwinden sie komplett unter der Übermalung oder kommen überraschend durch das Kratzen zum Vorschein. Das Ergebnis ist ein Zusammenspiel des Zufalls und bewusster Entscheidungen des Künstlers. Anders als bei den farbigen, gestischen Abstraktionen der letzten Jahrzehnte wird der Aus- druck von Birkenau oft als zurückhaltender und zögernder wahrgenommen.
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Auch Richter erhebt mit seinem Birkenau-Zyklus keinen Anspruch darauf, den Holocaust abzubilden, sondern schafft trotz dieser Unmöglichkeit, einen Raum der Erinnerung und Reflexion. Die Ausstellung im K21 wird durch eine Auswahl aus der Werkgruppe der übermalten Fotos und neue Zeichnungen des Künstlers ergänzt, die auf einer konzeptionellen Ebene Richters malerische Vorgehen bei Birkenau rahmen. Für Gerhard Richter, der sich in erster Linie als Maler versteht, war Zeichnung ein Medium, auf das er im Vergleich zur Malerei selten zurückgriff. In den letzten Jahren widmet er sich vermehrt der Zeichnung und lotet dabei unterschiedliche Techniken aus: Bleistift, Ölkreide oder Tuschfeder. Es sind abstrakte Werke, meist ohne kompositionellen Mittelpunkt, die sich durch Gelassenheit und Präzision auszeichnen. Als Grundlage für die Übermalungen, die seit 1989 entstehen, dienen meistens Fotoabzüge im Format 10 auf 15 Zentimeter. Es handelt sich um Aufnahmen, die der Künstler aus dem eigenen Fundus schöpft: Fotos von Museumsbesuchen, Reisen, Spaziergängen.
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Ausgehend von diesen Experimenten führte er die Abstraktion in seine Malerei ein, beginnend mit Bildern in strukturiertem, monochromem Grau. Richter unterrichtete während seiner gesamten Karriere Kunst, erhielt eine Professur für Malerei, und seine Werke werden zu Rekordpreisen versteigert. Zu seinen Einflüssen zählen Caspar David Friedrich, Roy Lichtenstein, die Kunstbewegung Fluxus und auch die art informel, eine Strömung der gestisch-spontanen Malerei in der abstrakten Kunst. Zur Frage des Stils meinte Richter: "Ich mag alles, was keinen Stil hat. Denn Stil ist eine Gewalttat, und ich bin nicht gewalttätig. " Seine fotorealistischen und abstrakten Bilder sind allerdings zweifellos als seine Werke erkennbar. Auch in seiner künstlerischen Praxis hat er einen stark experimentellen technischen Ansatz beibehalten, der sich am besten in seinen abstrakten Werken widerspiegelt. Abstraktes Bild, 780-1
Gerhard Richter, Abstraktes Bild, 780-1, 1992
Wie der Titel des Gemäldes schon verdeutlicht, ist Abstraktes Bild (780-1) eines der vielen abstrakten Werke Richters.
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Seine Eltern hat er nie wieder gesehen. Sein Vater nimmt sich 1968 das Leben. Zweites Studium in Düsseldorf und übermalte Bilder
In Düsseldorf beginnt Gerhard Richter mit knapp dreißig Jahren ein zweites Studium. An der Kunsthochschule wird Karl Otto Goetz sein Lehrer, einer der Meister des deutschen Informel. "Beerdigung" (1988) zeigt die Beisetzung von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe. – Mit dem Episkop projiziert Richter fotografische Vorlagen in Vergrößerung auf die Leinwand, zeichnet die Umrisse ab, malt die Flächen aus und verwischt die Farben. Die Bilder wirken wie mit dem Weichzeichner aufgenommen, wie verblasst, abgegriffen oder retuschiert. IMAGO / Arnulf Hettrich
Unter dem Eindruck der amerikanischen Pop Art beginnt Richter, Fotos zu übermalen – aus Zeitschriften oder der Werbung. Für seine Übermalungen entwickelt Gerhard Richter eine Technik, die sein Markenzeichen wird. 1960er: Gerhard Richter reflektiert seine Kindheit im Nationalsozialismus
1965 wendet sich Richter mit dieser Methode den Fotos aus dem Familienalbum zu.
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