In einem Gedichtsvergleich-Einleitungssatz kommen hinein:
Beide Autoren, beide Gedichtstitel. Im Internet habe ich ein schönes Beispiel gefunden. ****Eichendorff: Winternacht
1 Verschneit liegt rings die ganze Welt,
2 Ich hab nichts, was mich freuet,
3 Verlassen steht der Baum im Feld,
4 Hat längst sein Laub verstreuet. 5 Der Wind nur geht bei stiller Nacht
6 Und rüttelt an dem Baume,
7 Da rührt er seinen Wipfel sacht
8 Und redet wie im Traume. 9 Er träumt von künft'ger Frühlingszeit,
10 Von Grün und Quellenrauschen,
11 Wo er im neuen Blütenkleid
12 Zu Gottes Lob wird rauschen. Trakl: Im Winter
1 Der Acker leuchtet weiß und kalt. 2 Der Himmel ist einsam und ungeheuer. 3 Dohlen kreisen über dem Weiher
4 Und Jäger steigen nieder vom Wald. 5 Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt. 6 Ein Feuerschein huscht aus den Hütten. 7 Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten
8 Und langsam steigt der graue Mond. 9 Ein Wild verblutet sanft am Rain1
10 Und Raben plätschern in blutigen Gossen. 11 Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
12 Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain2. Anmerkungen:
1 Unbewirtschafteter Ackerstreifen zwischen zwei bewirtschafteten Äckern. 2 Kleinerer Wald
Angewendetes Vergleichsverfahren: Das diachronische Verfahren. Beim diachronischen Verfahren werden beide Gedichte nacheinander analysiert und dann zum Abschluss kurz verglichen. Anders hingegen das synchronische Verfahren, hier werden beide Gedichte gleichzeitig an Hand von bestimmten Aspekten analysiert. Das diachronische Verfahren ist meist das einfachere, vor allen Dingen für ungeübte Analytiker. Das synchronische Verfahren hingegen ist etwas eleganter, wenn man in Gedichtanalysen bewandert ist (ansonsten kann es durchaus den gegenteiligen Effekt bewirken). Beim diachronischen Verfahren hat man sozusagen zwei nebeneinanderliegende Analysen, die am Ende zusammengeführt werden; zur Verdeutlichung sind die einzelnen Abschnitte hier in eckigen Klammern beschriftet. Verwendet bitte keine solche Abschnittsüberschriften in Klausuren! In einer Klausur ist es auch aus Zeitgründen durchaus von Vorteil, keine komplette Analyse beider Gedichte anzufertigen, sondern sich auf die Vergleichspunkte zu reduzieren.
Der Wind verursacht eine Bewegung und Rascheln der Baumwipfel. Die sehr positiven Adjektive wie "stille Nacht" und "sacht" strahlen Ruhe und Besinnlichkeit aus. Die metaphorische Umschreibung vom rascheln der Baumwipfel ist sehr verklärt und poesievoll, der "Traum" selbst ist ein typisches Motiv der Romantik. In der dritten Strophe wird dann eine hoffnungsvolle und zuversichtliche Prognose für den nachfolgenden Frühling in Aussicht gestellt. Wieder wird das Gefühl und der Wunsch des lyrischen Ichs über den Baum an den Leser herangetragen, da der Baum, wiedermal als Personifikation, vom Frühling träume. Der letzte Vers "Zu Gottes Lob wird rauschen" enthält auch eine sehr religiöse Komponente, die Verbundenheit von Natur und Gott, teils sogar der Pantheismus2, sind ein Kennzeichen der Romantik. [Hauptteil – Trakl, Im Winter]
Bei "Im Winter" von Trakl hingegen wird das lyrische Ich weniger stark hervorgehoben. Insgesamt wirkt der Textfluss sehr stockend, fragmentiert3 und als eine Aneinanderreihung von Hauptsätzen und einzelnen Metaphern.
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