VON MICHAELA MOTTINGER
Ein Spiel ohne Netz und doppelten Boden
Marina Galic und Jens Harzer Bild: Armin Smailovic
Das Landestheater Niederösterreich setzt diese Saison seine Reihe hervorragender Gastspiele fort. Diesmal war das Hamburger Thalia Theater mit Pascal Ramberts "Ende einer Liebe" eingeladen. Der Autor ist auch der Regisseur seines Stücks; Rambert "tourt" seit der Uraufführung in Avignon 2011 durch die Lande, hat seine Arbeit schon in Moskau, Zagreb, New York, Modena und Tokio mit immer wechselnden Schauspielern gezeigt. Marina Galic ist die Geheimnisvolle des Thalia Theaters - Hamburger Abendblatt. "Ende einer Liebe" ist eben ein universelles Thema; am Thalia, nun am Landestheater dargestellt von Jens Harzer und Marina Galic. Zwei Monologe für ein auseinanderbrechendes Ganzes, ein Paar, das sich Verachtung und Hass an den Kopf wirft. Beide präsentieren dem jeweils anderen die nackte Existenx, nackt auch in dem Sinne, dass die Bühne leer, die Schauspieler in Shirts und Hosen unaufwendig gekleidet, und Aktionen auf ein Minimum beschränkt sind. Was bleibt, ist reine Schauspielerkunst auf höchstem Niveau.
Marina Galic Ist Die Geheimnisvolle Des Thalia Theaters - Hamburger Abendblatt
Doch was wäre aus dieser Aufführung geworden, wenn sie ihm neben der zynisch-komischen Seite auch die tragische Dimension zugestanden hätte! Sollte das aber beabsichtigt gewesen sein, dann ist sie in Harzers Manierismen, in die sich der Schauspieler hier immer wieder flüchtet, untergegangen. Nächste Vorstellungen: 28., 30. 4. und 9., 10. 5. Sabine Dultz Die Besetzung Regie: Hans-Joachim Ruckhäberle. Bühne: Stefan Hageneier. Kostüme: Violaine Thel. Darsteller: Jens Harzer (Alceste), Marina Galic (Célimène), Juliane Köhler (Arsinoé), Anne Schäfer (Éliante), Matthias Lier (Marquis Acaste), Thomas Loibl (Oronte), Dirk Ossig (Marquis Clitandre), Mark-Alexander Solf (Philinte), Fred Stillkrauth (Diener Du Bois). Der Hofnarr der Gesellschaft. Die Handlung Alcestes Motto: Aufrichtigkeit. Der Mann der sogenannten besseren Gesellschaft reicher Nichtstuer verachtet seine Mitmenschen wegen ihrer Verlogenheit. Er selbst sagt jedem die Wahrheit ins Gesicht. Auch Célimène, die er liebt, obwohl sie sich mit Verehrern umgibt und ihr Lebenswandel seinen strengen Prinzipien widerspricht.
Damals als Raskolnikow schaffte er es als einer der wenigen, die unfreiwillige Komik zu vermeiden, diesmal darf er freiwillig komisch sein. Solchen abgebrochenen Studenten ist in den Russenklassikern immer alles zuzutrauen, auch Platonow hat ja keinen Abschluss in der Tasche, wie er der Geliebten gesteht. Das Tragischste an Platonow ist, dass er all sein destruktives Potenzial entfaltet, ohne dafür wenigstens sexuell befriedigt zu werden. Zwar hat er immerhin mit seiner Gattin (Marina Galic) ein Kind gezeugt, und auch mit der Ehefrau des Freundes kommt es einmal zum Vollzug, aber das ist doch ein schlechter Tausch angesichts des Hasses, den er im Gegenzug bei den Männern erregt. Nicht nur der gehörnte Ehemann flucht ihm. Geht endlich in die Kiste - WELT. Es hasst ihn auch der verhöhnte Provinz-"Oligarch" (diese Anspielung auf die russische Gegenwart leistet sich die ansonsten eher im Zeitlosen spielende Inszenierung) Bugrow, den Matthias Leja äußerst typgerecht als vollprolligen osteuropäischen Konjunkturritter spielt.
Der Hofnarr Der Gesellschaft
ENDE EINER LIEBE
Thalia Theater Hamburg
Bewertung:
Nicht gerade ein Publikumsrenner waren die ersten beiden Ausgaben der die spielzeit'europa abgelst habenden FOREIGN AFFAIRS. In diesem Jahr muss das Festival, das zum zweiten Mal von Matthias von Hartz verantwortet wird, sogar noch gegen die allgemeine Fuballeuphorie antreten. Man hat aus der Not eine Tugend gemacht und den angeblichen Gegner einfach ein eigenes Feld im Haus der Berliner Festspiele bereitet. Im hinteren Teil des Gartens vor einer kleinen Kiste mit Videowand sind Bnke und Liegesthle aufgebaut, und ab Samstag gibt es dort sogar ein moderiertes WM-Studio. Na wenn das kein Alternativangebot der ffentlich gesponserten Theaterzunft zur laschen Kommentarsoe der ffentlich rechtlichen Fuballberichterstattung ist?! Regelrecht scharf dagegen war der Entschluss der Festivalmacher, gleich die erste Premiere auf den Spielbeginn der Entscheidung in Gruppe G, Deutschland gegen USA, anzusetzen. Ansto zu Ende einer Liebe - man wollte es also tatschlich wissen - (gecoacht vom franzsischen Regisseur Pascal Rambert) war pnktlich 18 Uhr.
Im Gegensatz zu Barbara weiß nämlich Ivy nicht, dass ihr Vater auch der Vater von Little Charlie ist. Mit ihrer Mutter kann Barbara auch keinen Frieden schließen. Sie bekämpft deren Tablettensucht, folgt ihrer Mutter aber nicht nur in dieser Hinsicht nach. Ihr Versuch ihre Jugendliebe mit dem Sheriff wieder aufleben zulassen, scheitert an dessen seltsamen Verständnis von Pflichtgefühl. Barbara verlässt als letzte das Haus, ebenso allein wie ihre Mutter, aber nicht willens mit der herrschsüchtigen Alten zusammen zu leben, und lässt diese mit der Indianerin Johnna zurück. Diese fungiert in dem Stück als eine Art Katalysatorin und sorgt dafür, dass die notdürftig zugeschütteten Bruchlinien in den Beziehungen der Figuren aufbrechen. Das Stück ist besonders durch eine Hollywood-Verfilmung aus
dem Jahr 2013 mit Merryl Streep als Violet und Julia Roberts als Barbara auch
außerhalb der USA bekannt geworden. Die Inszenierung am Thalia Theater setzt auf starken Realismus. Während sonst ja gerne auf ein detailliertes Bühnenbild verzichtet wird, ist hier alles bis ins kleinste Detail ausgeführt.
Geht Endlich In Die Kiste - Welt
Das Prinzip von Brot und Spielen funktioniert auch nach 2000 Jahren noch. Und im "Zeitalter der Kommunikation" noch viel besser als früher. Wirtschaftlich ging es Loman vielleicht gar nicht so schlecht, immerhin konnte er in 25 Jahren ein Haus abzahlen. "Das ist doch was", sagt er. Ja, das ist was. Hier und heute kann man das mit einem normalen Job kaum schaffen.
Theater
Von Alexander Kohlmann · 26. 04. 2014
Pascal Ramberts Liebesabgesang ist keine friedliche Trennung, auch wenn der Titel "Ende einer Liebe" das vielleicht vermuten ließe. Dieses Ende kommt eher einem Kampf gleich. Ein Schlagabtausch zwischen Mann und Frau - der allerdings arg lang geraten ist. Wer bei dem lyrischen Titel "Ende einer Liebe" an ein sanftes Ausklingen, ein plötzliches Vergehen und an eine Trennung im Frieden gedacht hatte, wurde enttäuscht. Pascal Ramberts Liebesabgesang ist viel mehr ein heftiger Rosenkrieg, der an bekannte Vorbilder wie Michael Douglas und Kathleen Turner im gleichnamigen Film erinnert. Allerdings hat sich Rambert einen theatralen Kunstgriff erlaubt: die Tiraden der Liebenden prasseln nicht gleichzeitig oder im Dialog aufeinander ein, sondern nacheinander. Erst redet der Mann über eine Stunde lang, dann folgt das Rückspiel der Frau. Nichts kann dabei die Aufmerksamkeit der Zuschauer ablenken. Die Bühne des Thalia-Theater in der Gaußstraße ist leer geräumt.