Das langwierige Casting versammelt dann Profi-Schauspieler und Laien, die ihre eigene Sprache einbringen sollen. Es wird nicht geprobt, sondern improvisiert. Die Idee zur Trilogie fiel im Schneideraum Es wird – wie sonst nicht üblich – chronologisch gedreht, es gibt nur wenige Takes, um möglichst authentisch zu bleiben. "Beim Schneiden des 80 Stunden langen Filmmaterials entsteht oft ein ganz anderer Film", erzählte Astrid Wolfig. Bilder einer ausstellung seidl en. Im Schneideraum wurde auch entschieden, aus einem über fünfstündigen Film eine Trilogie zu machen. Durch die Vergrößerung des "fingernagelgroßen" Filmmaterials wirken die Bilder, die nun in Hohenheim zu sehen und auch in einem Bildband vereint sind, grobkörnig. Die Ausstattung ist schlicht, die Darsteller wenden sich oft der Kamera zu (das sogenannte Seidl-Tableau). Die bisherige Resonanz von Tagungsbesuchern spiegelte diejenige der Filmbesucher wider: "Alles Schweinerei" fanden die einen. "Es ist gut, dass sich die katholische Kirche solchen Bildern öffnet" die anderen.
Bilder Einer Ausstellung Seidl Und
"Niemand ist vor Ulrich Seidl sicher", sagt John Waters in aller gebotenen Doppelbödigkeit. Niemand. Nicht wir, das Publikum, das zusieht. Bilder einer Ausstellung | Film 1996 | Moviepilot.de. Nicht wir, das Publikum, das sich in Darstellern, in Szenen, in Wirklichkeiten wiederfindet. "Ich mache die Welt nicht schockierend und unerträglich. Ich versuche nur, sie realistisch zu zeigen", sagt er selbst über seine Arbeit. In der für Seidl typischen Mischung aus Fiktion und Dokumentation, mit Profischauspielern und Laiendarstellern, im Blick immer die "Authentizität", etablierte sich Seidl mit Arbeiten wie "Good News" (1990), "Tierische Liebe" (1995) oder "Models" (1998). Mit seinem Spielfilm-Debüt "Hundstage" gewann er 2001 den Großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen von Venedig. Nach "Import Export" (2007), dem ersten Film, den Seidl mit der eigenen Produktionsfirma hergestellt hat, entstand seine erfolgreiche, preisgekrönte "PARADIES Trilogie" (2012), deren Filme in den Wettbewerben von Cannes, Venedig und Berlin ihre Uraufführung feierten.
Die Fotos seien "geplant wie ein gemaltes Bild" und "sorgfältig komponiert". Für ihn sind sie "Bilder, die die ganze Welt beschreiben" - in einem einzigen Tableau. Er wagt sich sogar noch weiter nach vorn: "Ich bin mit der katholischen Kirche groß geworden. Deshalb sind meine Bilder wie Altarbilder. " Bitter, traurig und hart sind Seidls Filme. Trotzdem behauptet er: "Ich will die Leute zum Lachen bringen. " Wer das nicht kann, der hat zu wenig Abstand oder ist peinlich berührt davon, dass hier eigentlich alle Opfer sind: die unattraktiven Frauen, die dicken Kinder, die fanatischen Christen. Bilder einer ausstellung seidl und. Und natürlich die von Seidl gecasteten Kenianer, die alle auch im wirklichen Leben Sex Boys sind, benutzt und bezahlt - sogar vom Regisseur. "Ich will nicht missionieren oder erlösen, ich bin kein Sozialarbeiter", sagt Seidl dazu. "Ich habe die ganze Zeit vor Lachen geschrien"
Mit schalem Gefühl geht man nach Hause, im Kopf ein Zitat des US-Regisseurs John Waters am Ausgang der Ausstellung. "Ich habe während 'Paradies: Glaube' die ganze Zeit vor Lachen geschrien", steht da in großen Lettern, "und wenn ihr nicht völlig verkehrt tickt, tut ihr das auch. "