Originaltitel
Spielen Sie Gott, Mr. Feinberg? Info, Gesellschaft + Soziales
Wie viel ist ein Leben wert? Von Eric Leimann
Das intime Porträt des amerikanischen Staranwalts Ken Feinberg, der als Schlichter in nationalen Krisen wie 9/11 oder der BP-Katastrophe im Golf von Mexiko auftritt, liefert einen tiefen Einblick in die Seele der amerikanischen Gesellschaft. Eigentlich, so erzählt Staranwalt Ken Feinberg, wollte er als Jugendlicher Schauspieler werden. Sein Vater jedoch riet ihm, er solle sein schauspielerisches Talent für etwas einsetzen, das erfolgversprechender wäre. Als Anwalt zum Beispiel. Feinberg hörte auf den Rat des Älteren und wurde zu einem der einflussreichsten Strippenzieher der amerikanischen Gesellschaft. Schon in den frühen 80-ern handelte er einen Deal zwischen der US-Regierung und jenen Veteranen aus, die aufgrund des chemischen Entlaubungsmittels Agent Orange gesundheitliche Schäden im Vietnamkrieg davongetragen hatten. Doch es war nur der Beginn der großen Feinberg-Deals.
Er bestreitet diese Darstellung, außerdem habe er dabei unparteiisch agiert. Ein wenig seltsam klingt das schon. "Spielen Sie Gott, Mr. Feinberg? " ist gewiss kein Film, der sich detailliert in Fragen des Schadensrechts versenkt. Karin Jurschick nähert sich ihrer Figur fasziniert, aber nicht distanzlos. Sie interessiert sich für den Menschen im Juristen, der sich eher als eine Art freischaffender Richter denn als Anwalt inszeniert. Kenneth Feinberg scheint in dieser Rolle seines Lebens aufzugehen, seine Fassade bröckelt nie. Doch auch wenn er seine Schadensberechungen immer verteidigt, räumt er ein: "Es ist trotzdem eine kalte Rechnung. "
Dass der Verlust eines Menschen nicht einfach finanziell zu kompensieren ist, machen im Film die Äußerungen von Hinterbliebenen deutlich, die das Geld keineswegs glücklicher gemacht hat. Das gilt besonders für die vielen Tausend Angehörigen der Menschen, die bei den New Yorker Terroranschlägen am 11. September 2001 umgekommen sind. Diese Fälle haben Feinberg lange beschäftigt. Autorin Karin Jurschik (59, "Krieg und Spiele") gibt mit ihrem vielschichtigen Porträt erhellende Einblicke in das Wertesystem eines Mannes und damit der USA, ohne es zu kommentieren. Sie lässt in ihrem sachlichen, differenzierten und breit recherchierten Film Feinberg selbst zu Wort kommen, vielleicht etwas zu ausführlich. Auf viele wirkt Feinberg als herzloser Mann der Zahlen, der sich benimmt, als wäre er Gott. Dabei habe er doch lediglich das ausgeführt, was die Industrie oder die Politik vorgegeben habe, etwa die Entschädigungsregeln durch Steuergelder - wie er erklärt. Feinberg sagt im Film auch, er sei Richter und Geschworene in einer einzigen und damit mächtigen Person, und er versuche, die vielen kalt wirkenden Berechnungen möglichst unabhängig zu erstellen.
Ken Feinberg, 73, ist Staranwalt in den USA. Er kommt immer dann ins Spiel, wenn es um menschliches Leid und um viel Geld geht. Als Schlichter handelt er außergerichtliche Vergleiche aus. Erst im Mai 2019 wurde bekannt, dass er damit beauftragt werden soll, im Fall der Klagen gegen Bayer/Monsanto zu vermitteln, in denen es um mögliche Krebsrisiken von Unkrautvernichtungsmitteln mit dem Inhaltsstoff Glyphosat geht. Ob nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center in New York oder der BP-Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko: Feinberg entscheidet darüber, was ein Menschenleben wert ist. Er hält sich an feste Kriterien. Dabei spielt eine wesentliche Rolle, wie hoch der wirtschaftliche Schaden ist, der durch den Tod eines Menschen entstanden ist. Seine Gegner werfen ihm vor, Gott zu spielen, und fragen: Warum ist das Leben eines Feuerwehrmanns, der am 11. September 2001 in den Twin Towers ums Leben kam, soviel weniger wert als das eines Börsenmaklers? Wie viel Geld sollte der Ölmulti BP den Fischern bezahlen, die nach einer Ölkatastrophe um ihre Existenz kämpfen?
Spielfilm, Dokumentarfilm
Wie viel ist ein Leben wert? Von Eric Leimann
Das intime Porträt des amerikanischen Staranwalts Ken Feinberg, der als Schlichter in nationalen Krisen wie 9/11 oder der BP-Katastrophe im Golf von Mexiko auftritt, vermittelt einen tiefen Einblick in die Seele der amerikanischen Gesellschaft. Eigentlich, so erzählt Staranwalt Ken Feinberg, wollte er als Jugendlicher Schauspieler werden. Sein Vater jedoch riet ihm, er solle sein schauspielerisches Talent für etwas einsetzen, das erfolgversprechender wäre. Als Anwalt zum Beispiel. Feinberg hörte auf den Rat des Älteren und wurde zu einem der einflussreichsten Strippenzieher der amerikanischen Gesellschaft. Schon in den frühen 80-ern handelte er einen Deal zwischen der US-Regierung und jenen Veteranen aus, die aufgrund des chemischen Entlaubungsmittels Agent Orange gesundheitliche Schäden im Vietnamkrieg davongetragen hatten. Doch es war nur der Beginn der großen Feinberg-Deals. Seine Jobs lesen sich wie eine Auflistung der großen Katastrophen und Krisen der US-amerikanischen Gesellschaft.