Die Optimisten hingegen, dass sie sich damit vieles schwerer machen. Womöglich steckt also hinter Naivität der Wunsch nach Harmonie: Wer anderen Menschen offen und freundlich begegnet, nichts Böses vermutet, wird auf wenig Widerstand stoßen. Naivität als Grundeinstellung kann auch die Folge von Denkfaulheit sein. Manche menschen sind eine lektion. Womöglich weigert sich eine Person, sich mit bestimmten Themen zu beschäftigen. Das könnte im ungünstigsten Fall bedeuten, das eigene Handeln ändern zu müssen. Wer beispielsweise Wert legt auf fair gehandelte Produkte, sollte sich konsequenterweise vorab schlau machen, ob die erworbenen Güter den eigenen Kriterien entsprechen. Davon auszugehen, dass andere Menschen – in dem Fall Produzenten und Händler – die Dinge schon genauso sehen, ist angesichts kapitalistischer Interessen naiv. Schwere Kindheit
Die Psychologie liefert wiederum eine ganz andere Erklärung. Eine Studie der britischen Psychologen Kim Drake, Ray Bull und Julian Boon von der Universität Leicester kommt zu dem Ergebnis, dass es im Gegenteil die harten Lektionen des Lebens sind, die Menschen leichtgläubig machten.
- Manche menschen sind eine lektion
Manche Menschen Sind Eine Lektion
Denkt man so, dann sind die Nichtwähler mit 44, 5 Prozent in Nordrhein-Westfahlen die stärkste Kraft, alle anderen rutschen einen Platz weiter nach hinten. Die CDU würde danach mit 20 Prozent nicht einmal die Hälfte erreichen, die SPD läge bei 15, die Grünen bei gut 10 Prozent. FDP und AfD wären nicht im Parlament. Die große Lücke muss allen Parteien Sorgen machen Das Gedankenspiel lässt sich noch in eine andere Richtung auf die Spitze treiben. Rechnet man zu den Nichtwählern jene, deren Stimme an Kleinstparteien ging, also zum Wahlergebnis zählt, aber im Parlament nicht widergespiegelt wird, dann tut sich eine große Repräsentationslücke auf. Diese Lücke muss allen Parteien Sorgen machen. Denn Nichtwählen ist eine Abkehr. Abgesehen von denjenigen, denen einfach das Wetter am Sonntag zu schön war, zeigt Wahlforschung, dass es einen Zusammenhang zwischen Unzufriedenheit und Nichtwählen gibt. Manche menschen sind eine lektion en. Zuhause bleiben also nicht diejenigen, die sich sagen: "Läuft! Die werden das schon ohne mich sehr gut machen. "
Zuhause bleiben die Frustrierten, Wütenden, die sich nicht oder nicht mehr vertreten fühlen. Überdurchschnittlich viele davon gehören zu sozial schwachen Milieus. Auch Erstwähler sind stark vertreten. Alle demokratischen Parteien haben massiv abgegeben. Undankbares Mädchen wirft Mamas Geschenk in Müll und nennt es “dumm”, Minuten später wird ihr beigebracht, das zu schätzen, was sie hat. Die Bürger verlieren Vertrauen in die Lösungskompetenz Gesellschaftlich ist die Entwicklung gefährlich: Denn wenn die Bindungskräfte der Parteien schwinden, dann zeugt das mindestens von Desinteresse, viel eher aber von einem Verlust an Vertrauen in die Lösungskompetenz. Und vom Zweifel daran, dass es bei der Lösung von Problemen einen Unterschied macht, wen man wählt. Das kann auch eine Quittung für die Erfahrungen mit Politik in den vergangenen Jahren sein: In der Pandemie erlebten die Menschen hautnah, wie dringend das Land an etlichen Stellen reformiert und modernisiert werden muss. Mit Corona wuchs zugleich die die Bedeutung und die politische Deutungsmacht außerparlamentarischer Protestbewegungen. Die Pandemie war eine Lektion darin, dass in der Realität von Social Media und Talkshows inzwischen häufig derjenige Gehör findet, der möglichst laut und scharf Partikularinteressen vertritt.