Sigrid Chamberlain Über zwei NS-Erziehungsbücher EUR 24, 90 Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 2-3 Werktage Buchreihe: edition psychosozial Verlag: Psychosozial-Verlag 231 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm 7. Aufl. 2020 Erschienen im Januar 1997 ISBN-13: 978-3-9300-9658-9, Bestell-Nr. : 658 Adolf Hitler forderte bereits in »Mein Kampf«, daß schon in der
»frühesten Kindheit... die notwendige Stählung für das spätere
Leben« zu erfolgen habe. Durch gründliche Ausbildung der Mütter
müsse es möglich sein, »in den ersten Jahren des Kindes eine
Behandlung herbeizuführen, die zur vorzüglichen Grundlage für die
spätere Entwicklung dient. «
Mit dieser »späteren Entwicklung« ist vor allem das nahtlose
Sich-Einfügen in die Ideologie und die Institutionen des NS-Staates
gemeint. Darum geht es ausdrücklich auch der Ärztin Johanna Haarer,
deren Bücher »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« und »Unsere
kleinen Kinder« in vielen Familien während des Dritten Reiches und
in den Jahren danach zur Richtschnur für den Umgang mit Babys und
Kleinkindern wurden.
Johanna Haarer Die Deutsche Mutter Und Ihr Erstes Kinder
Johanna Haarer und ihr Buch "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" sind das Standardbeispiel für NS-Erziehung in Zeitungsartikeln und Rundfunkbeiträgen. Nur selten wird dabei erwähnt, dass es sich lediglich um ein Beispiel handelt, oder wird Haarer anderweitig in Relation zu ihren Vorläufer'innen und Zeitgenoss'innen gesetzt. Eine Recherche nach weiteren Beispielen scheint nicht statt zu finden. Es gibt mittlerweile so viel Material zu Johanna Haarer, dass es bequem ist, sich daran zu orientieren. Es ist wichtig, Aufklärung darüber zu leisten, wo destruktive Erziehungsmethoden her kommen und wie wir heute unter der Erziehung unserer Großeltern leiden. Das muss aufgearbeitet werden im Interesse von uns selber und unserer Kinder und Kindeskinder. Denn solche Erziehung hinterlässt Traumata, die unbewusst über Generationen weiter gegeben werden können. "Das nach Haarer aufgezogene Kind"
Die Aufklärung kann aber nicht bei Haarer aufhören. Sie war Teil des Problems, aber weder Ursprung noch Hauptgrund.
Johanna Haarer Die Deutsche Mutter Und Ihr Erstes Kind Of Blue
"Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind", so hieß Haarers seit 1934 in Massenauflagen verbreiteter Ratgeber, der noch lange in die Nachkriegszeit hineinwirkte. Verpackt in Ratschlägezur "richtigen" Babypflege wurde hier unerfahrenen Müttern ein Erziehungsstil nahegebracht, der sich nahtlos in die NS-Ideologie einfügte. Haarers Kinderbuch "Mutter, erzähl von Adolf Hitler! " und ihre Tätigkeit als "Sachbearbeiterin für Rassenpolitische Fragen" lassen erkennen, wie tief sie sich auf die NS-Ideologie eingelassen hatte. Im ersten Teil erscheinen ihre in hohem Alter verfassten Lebenserinnerungen bis 1933 und der Internierungszeit. Sie zeigen die Unbelehrbarkeit einer Frau, die ihre Verfehlungen verdrängt und den Anschein von "Normalität" erweckt. Andererseits begegnet uns ein starkes junges Mädchen, das sich seinen Weg erkämpft. Welche Dynamik ließ diesen Lebensweg einmünden in die Massenbewegung der überzeugten Nationalsozialisten? Zwischen Gertrud, dem fünften und letzten Kind, und ihrer Mutter hat nie ein wirklicher Dialog stattgefunden.
In dieser Reihe:
Teil 2 - Vorläufer der schwarzen Pädagogik
Teil 3 - Der NS-Staat und seine Erziehungspropaganda
Teil 4 - "Die Mutter und ihr erstes Kind" und andere Nachkriegsratgeber