[ 420]
Die fünf Sinne
Die fünf Sinne von Theobald Tiger
Fünf Sinne hat mir Gott, der Herr, verliehen, mit denen ich mich zurechtfinden darf, hienieden:
Fünf blanke Laternen, die mir den dunkeln Weg beleuchten;
bald leuchtet die eine, bald die andre hell auf, unterschiedlich;
niemals sind alle fünf auf dasselbe Ding gerichtet …
5 Gebt Licht, Laternen –! Was siehst du, Walt Wrobel –? Ich sehe die entsetzliche obere Häuserfront der Berliner Straßen, unerbittlich, scharf liniiert, schwärzlich kasernenhaft;
ich sehe neben dem unfreundlichen Mann am Schalter die kleine schmutzige Kaffeekanne, aus der er ab und zu einen Zivilschluck genehmigt;
ich sehe das Skelett des Tauchers, ausgestreckt auf dem Meeresgrund, der Taucherhelm ist aufgeplatzt, und durch die Luken des untergegangenen Schiffs fliegt ein Schwarm Fische an die ehemalige Bar, sie rufen: "Sherry-Cobler –! Gedichte und Zitate für alle: Einführung und Inhalt in "Die fünf Sinne" von B.H.Brockes. ";
10 ich sehe den ehrenwerten Herrn Appleton aus Janesville (Wisconsin) auf der Terrasse des Boulevard-Cafés sitzen, lachende Kokotten bewerfen ihn mit Bällchen, er aber steckt seinen hölzernen Unterkiefer hart in die Luft; ich sehe das blonde Gesicht des jungen Diplomaten, der mit nachlässigem Monokel erzählt: "Seinerzeit, während dieser sojenannten Revolution …";
ich sehe den kleinen Jungen vor der Obsthandlung stehen und sein Pipichen machen, nachher stippt er den Finger hinein und malt Männerchen aufs Trottoir, das ist nicht hübsch von dem Kind –
Dies sieht mein Gesicht.
Fünf Sinne Gedicht De
[ 348]
50 Gesicht, Gehör, Geschmack, Geruch, Gefühl. Fünf Sinne für die Unermeßlichkeit aller Erscheinungen. Unvollkommen ist diese Welt, unvollkommen ihre Beleuchtung. Bei dem einen blakt die eine Laterne, bei dem andern die andere. Sieht ein Maulwurf? Hört ein Dackel? Schmeckt ein Sachse? Riecht eine Schlange? Fünf Sinne… – Gedichte. Fühlt ein preußischer Richter? 55 Gebt Licht, Laternen! Stolpernd sucht mein Fuß den Weg, es blitzen die Laternen. Mit allen fünf Sinnen nehme ich auf, sie können nichts dafür: meist ist es
Schmerz.
Fünf Sinne Gedicht Met
Muß der Eckel vor den Speisen
Uns nicht augenscheinlich weisen,
Daß man nie sein Glück ermisst,
Wenn uns schmecket, was man isst? 19. Ew'ge Liebe, sey gepriesen! Dir sey Ehre, Lob und Danck! Da du solche Huld gewiesen
Im Geschmack, in Speis' und Tranck! Fünf sinne gedicht de. Gib, daß wir, so oft wir essen,
Deine Wunder-Kraft ermessen,
Die uns nicht nur Kost beschehrt,
Sondern auch mit Lust uns nährt. 20. Sprich, verwildertes Gemüthe,
Kommt die Zung' auch ungefehr,
Oder aus der Macht und Güte
Eines weisen Wesens her? Sprich: Verdienen solche Wercke
Nicht so viel, daß man sie mercke? Wers Geschöpfe nicht betracht't,
Schändet seines Schöpfers Macht.
Im letzten Kapitel stülpt Callies ihre fleischgewordene Wahrnehmung dann wieder um, nach außen richtung Natur, etwa um "die elektronische fassung von herbst" zu kippen, freut sich der Rezensent.